Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

sehr dauerhaft, widersteht Sturm, Regen und Schnee vortrefflich, ist 
leicht und verhältnißmäßig billig. Nur bei Bauten in geschlossener 
Straßenreihe bringt es eine erhöhte Feuersgefahr mit sich. Das 
Strohdach hat im oberen Gebirge von je her wenig Anwendung 
gefunden; eigentlich ist es nur längs des Gebirgsfußes und in ein— 
zelnen Thallinien gebräuchlich gewesen. Hauptsächlich in Folge der 
Unterdrückung der Schindeldachung hat das Schieferdach eine große 
Verbreitung gewonnen, obgleich es nicht viel weniger feuergefährlich 
ist, als das Schindeldach. Man hat sich aber daran gewöhnt, seine 
heimtückische Eigenschaft, die Gefahr bei Feuersbrünsten durch umher— 
fliegende glühende Stücke an Orte zu tragen, welche man für gesichert 
und vollständig gefahrlos hielt, weniger zu beachten. Es herrscht der 
silbergraue, leicht ins Bläuliche spielende Schiefer vor, wie er auf 
dem Abhange des Erzgebirges selbst, z. B. in der Gegend von Lößnitz, 
gebrochen wird. In der neuesten Zeit hat der thüringische Schablonen-= 
schiefer von Lehesten, in vereinzelten Fällen auch der englische, das 
kleintäfeliche, schwere, aber dauerhafte Landesprodukt verdrängt. 
Ziegeldächer sind, besonders im oberen Gebirge, selten. Nur 
in den tiefer liegenden Gegenden kommt das Ziegeldach häufiger vor; 
aber auch hier ist der mittelalterliche Hohlziegel verschwunden. Da 
findet man nur noch den platten Dachziegel, während für gebirgische 
Witterungsverhältnisse der Falzziegel in seinen verschiedenen Formen der 
einzig zweckmäßige ist; besser als das Doppeldach von gewöhnlichen Ziegeln. 
In der neuesten Zeit sieht man vereinzelt auch roth angestrichene 
Dächer von Eisenblech. 
Die Bauart der Häuser und Höfe ist im Laufe der 
Zeiten aus dem Stadium der Ursprünglichkeit in eine gewisse Regel- 
mäßigkeit und Gleichmäßigkeit übergegangen. Die Eigenthümlichkeiten 
der Haus= und Hofanlage der einzelnen Volksstämme vermischten und 
verwischten sich in den Baulichkeiten der erzgebirgischen Ansiedler; 
denn nur höchst vereinzelte Orte können beanspruchen von ein und 
demselben Volksstamme angelegt und ausgebaut worden zu sein. Von 
einer einheitlichen, nationalen Bauweise, wie in Franken, Hessen, 
Thüringen, Westphalen oder Niedersachsen ist im Erzgebirge schon 
deßhalb nicht die Rede, weil die Ansiedler auf demselben nicht blos 
aus allen deutschen, sondern auch aus verschiedenen sorbenwendischen 
Stämmen gemischt waren. Dessen ungeachtet entwickelte sich aber doch 
eine gewisse lokale Bauweise, welche aus der Niederung nach dem 
Gebirge ansteigend bestimmte Uebergänge in der Bauweise der Häuser 
und Gehäöfte erkennen läßt. 
Die Anlage des Einzelhofes war durch die landwirth- 
schaftlichen Verhältnisse bedingt. In gewissem Sinne ist der in der
	        
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