Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 104 — 
sardendächern von Schiefer oder Schindeln, von einem Thürnchen 
mit der Uhr überragt, wie jedes Freigut oder herrschaftliche Anwesen 
überhaupt, wenn es die Breite der Thalsohle erlaubte, mit einem 
stattlichen Garten vor sich, oder wenn dieß nicht anging, wenigstens 
neben sich, thalauf= oder abwärts, machen heute noch einen ansehn- 
lichen Eindruck. Wo die Hammerwerke noch bestehen, sind natürlich 
die Betriebsgebäude den Anforderungen der Technik gemäß gegen- 
wärtig wesentlich verändert gegen früher; wo die Hammerwerke anderen 
Industrien zugeführt worden sind, hat man die baulichen Anlagen 
den Bedürfnissen dieser entsprechend abgeändert, vermehrt oder ver- 
mindert. 
An einzelnen Stellen von Haupt= und Nebenthälern sind moderne 
Villen in sogenanntem italienischen oder schweizer oder gemischten 
Styl errichtet worden. 
« Weniger in den Hauptthälern, sondern hauptsächlich in den 
Nebenthälern sind die Dörfer angelegt worden. Reich belebt mit 
Ortschaften aller Arten und Größen, wie es die allgemeine Dichtheit 
der Bevölkerung auch nicht anders erwarten läßt, von einzelnen 
Häusern und Häusergruppen an zu Weilern und Oertchen, zu wohl- 
habenden Ackerbaudörfern bis zu großen, lang ausgedehnten Industrie- 
orten, welche sich wie eine Kette dicht stundenlang aneinanderreihen 
und die Bestandtheile des Ackerbaudorfes und des Industrieortes mit 
einander verbinden, ist jede Stufe und Zwischenstufe auf dem Erz- 
gebirge vertreten. 
Bis zu dem Gebirgskamme hinauf, und wo es irgend angeht, 
selbst auf diesem noch kennzeichnet sich das Streben, eine Baumgruppe, 
einen Baum oder mindestens einen grünen Strauch zunächst des 
Hauses zu haben. In den niederen Regionen gestaltet sich dieses zu 
den anmuthigsten Landschaftsbildern. 
Aus dem Grün der umgebenden zahlreichen Obstbäume heraus, 
über Hecken und Gärten blicken die freundlichen Häuser mit ihren 
weißen Mauern und silbergrau blitzenden Dächern. Die, je nach 
Ortsgebrauch oder persönlichem Geschmack schwarz oder braun, aber 
auch roth oder blau gestrichenen Balken, stechen wie ein Netz von 
den grell weiß gefärbten Zwischenräumen ab, in denen die Fenster 
mit ihren kleinen Schößchen und hellen Scheiben leuchtend hervor- 
treten. Eines nach dem anderen, zuweilen eine Reihe, zuweilen ein 
ganzer Trupp werden sichtbar; an den Fenstern grünen und blühen 
Blumenstöcke, überall, auch da, wo man keinen Garten am Hause 
oder vor demselben besitzt. Freundliche Mädchen= und Frauenköpfe 
zeigen sich hinter den Scheiben, einen flüchtigen Blick nach der Straße 
werfend, während die fleißigen Hände emsig und unablässig bei der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.