Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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die Station Eichwald zu erreichen. Dieselbe liegt am Steilabhange 
des Seegrundbaches, etwa 1 km aufwärts von der Biliner Mühle, 
in etwa 600 m Meereshöhe. Es ist eine enge und kurze Kopfstation. 
Größere Züge können überhaupt bei der enormen Steigung auf der 
Bahnstrecke Moldau-Eichwald-Klostergrab nicht verkehren. Denn der 
Tunnel oberhalb Niklasberg liegt etwa in 790 bis 800 m Meeres- 
höhe, die Station Eichwald in 600 m. Die Station Klostergrab 
in 380 m. Die Bahnstrecke vom oberen Niklasberger Tunnel ist 
etwa 6 km bis Eichwald und von da 5 ½ km bis Klostergrab; auf 
dem einen Theile eine Steigung von 1:33, auf dem anderen von 
1:39. Die Maschinen keuchen und ächzen den Berg hinauf und ein 
Zug von nur wenigen Wagen verlangt schon eine Hülfs-Maschine, 
welche die Last schiebt. 
Auf der Fahrt von Station Eichwald bis Klostergrab hat man 
schöne Ausblicke nach Böhmen hinein; auf der großen Eisenbahnbrücke 
nach Niklasberg und dem Gebirgsabsturz hinauf. Unweit des Forst- 
hauses Fuchswarte ist der wegen seiner Aussicht nach dem Mittel- 
gebirge viel besuchte Wolfsstein. 
Auf einem terrassenähnlichen Vorsprunge unterhalb des Bahnhof- 
plateaus liegt die langgestreckte, Ende des 11. Jahrhunderts gegrün- 
dete Stadt Klostergrab. Auch hier gab die Entdeckung reich- 
haltiger Silberadern Veranlassung zur Ansiedelung und so lange der 
Bergbau ergiebig war, stand das Städtchen in hohem Wohlstande. 
Aber schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts war der Ertrag des 
Bergbaues sehr gesunken, und im 30jährigen Kriege und der sich 
ihm anschließenden Vertreibung der Protestanten erlag er gänzlich. 
Noch zeigt man die Stelle hinter dem Rathhause, wo die 1616 zer- 
störte protestantische Kirche stand. 
So lange die Eisenbahn frei am Bergabhange hin führt, hat 
man eine prächtige Aussicht nach dem böhmischen Thalkessel und den 
ihn abschließenden Bergen. 
Auf dem sanft fallenden Schuttkegel des Uhrenbaches liegt der 
wohlhabende Ort Alt= und Neu-Osseg und das große, 1193 
gegründete Cistercienserstift. Dasselbe wurde schon 1249 zerstört, ge- 
rieth nach seinem Wiederaufbau 1341 in Brand, und wurde nach 
seiner Wiederherstellung 1421 von den Pragern und 1429 von den 
Taboriten dergestalt verwüstet, daß es fast zwei Jahrhunderte lang 
verödet liegen blieb. Erst von 1626 an, dem Jahre der Gegen- 
reformation Böhmens, wurden Kloster und Kirche in ihrer gegen- 
wärtigen Pracht aufgebaut. Kirche und Klostergarten sind jederzeit 
offen. Die Besichtigung der Klostergebäude wird gern gestattet.
	        
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