Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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seite; einen fast eben so schönen von der Ostseite, auf halber Höhe 
des Rothigberges. 
Die Stadt Nossen hat weder Mauern, noch Thore; sie ist un- 
zweifelhaft in früheren Zeiten nur ein kleines Städichen unter dem 
Schutze der großen Burg gewesen. Das Portal der Stadttirche 
stammt aus der Klosterkirche von Altenzella; die im Bogenschild des 
Südportals befindliche „Rose“ ist ihres kunstgeschichtlichen Werthes 
halber bekannt. 
Oestlich der Stadt erreicht man den auf dem Rothig errichteten 
eisernen Thurm. Man sieht von ihm den Colmberg bei Oschatz, die 
Kirche von Lommatzsch, den Keulenberg bei Königsbrück, die Ruine 
von Frauenstein. 
Etwa ½ Stunde südlich vom Rothig liegt die Stadt Sieben- 
lehn. Sie gehört zu den ältesten Bergstädten Sachsens und ist 
angeblich schon 1106 gegründet. Der Name ist ein redender. Al- 
binus sagt, daß der Muther 3½ Lehen zu 7 Lachter aufwärts und 
ebensoviel abwärts vom Rundbaume (der Schachthaspel) für sich er- 
halten habe. Das alte Stadtwappen enthält die Inschrift: „Mons 
Siebenlebhn"“; aber nirgend werden in der Umgebung noch 
Haldenzüge gefunden. Die nordöstlich der Stadt liegende Zeche 
Romanus ist neueren Ursprunges. 1632 brannte der Croatenoberst 
Markus Carpitz die Stadt vollständig nieder. (Schumann XI. 137. 
XVIII. 7711.) 
Auf der Anhöhe südlich von dem an Siebenlehn anstoßenden 
Dorfe Breitenbach hat man einen herrlichen Ausblick über das Thal 
der Bobritzsch, den Tharandter Wald im Hintergrunde. 
Etwa 20 Minuten westlich vom Nossener Schlosse liegen die 
Trümmer des Klosters Alten-Zelle. 
Der noch jetzt mit einer Mauer unmschlossene frühere Kloster- 
garten bildet ein unregelmäßig begrenztes Viereck von etwa 400 m 
mittler Breite und Länge. Der Haupteingang in der Mitte der 
Westseite der Umfassung, ein großes, weites Thor in prächtigem 
Rundbogen, dessen drei absatzförmige Rundleisten auf tief in Schutt 
begrabenen Säulen ruhen, von denen kaum noch die Hälfte zu sehen 
ist, stammt zweifelsohne aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts. 
Die Einfachheit der Säulen und Capitäle, die Construction des 
weiten Thorbogens, Zeichnung und Anlage sprechen dafür. Wie man 
hört, sollen die Sockel der Säulen freigelegt werden. 
Von diesem Haupteingange kommt man in gerader Linie auf 
die Hauptthüre der Klosterkirche, deren von West nach Ost gerichtete 
Achse die Basis bildet, von welcher man aus den vorhandenen ge- 
ringen und zerstreuten Resten eine Vorstellung über die Anlage der 
18“
	        
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