Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 329 — 
10 lediglich der Wasserbewältigung dienten. Die gesammte Belegschaft 
betrug 340 Beamte, 5163 Mann Bergleute und 392 Tagelöhner. 
Die Zahl der gangbaren Werke hatte sich innerhalb des letzten 
Jahrzehntes bedeutend vermindert, hauptsächlich durch die Zusammen- 
legung kleinerer Werke; der Betrieb einer Anzahl von Gruben war 
durch die Lösung derselben vermittelst des Rothschönberger Stolln 
wesentlich erleichtert und gefördert, so von Bescheert Glück, Vereinigt 
Feld, Einigkeit Fundgrube, Himmelsfürst u. A. m. Aber wie auch 
die Vereinigung kleinerer Gruben zu größeren, das Vordringen in 
bedeutendere Tiefen und damit in die reichere Erzführung der Gänge, 
der beschleunigte Aushieb der Erzmittel und die schnellere Erschließung 
der Erzadern unter Verwendung von Bohr= und elektro-magnetischen 
Kraftmaschinen, Dynamit-Sprengstoffen und elektrischen Zündmitteln, 
der Gewinn an Wasserkräften durch Anspannung der vorhandenen 
Sammelbecken, wie durch den Anschluß an den tiefen Rothschönberger 
Stolln, die Verbesserungen in der Aufbereitung der Erze, und andere, 
zahlreiche, bedeutende technische und mechanische Vervollkommnungen 
würden dem Freiberger Erzbergbau eine durchaus nicht ungünstige 
Lage sichern, und ihm für weite Zukunft hinaus die Stelle einer aus- 
giebigen und zuverlässigen Quelle des nationalen Wohlstandes sichern, 
bildete nicht das andauernde Sinken der Silber= und Bleipreise eine nicht zu 
beseitigende Gefahr für den Bestand des ganzen erzgebirgischen Bergbaues. 
Die Entwerthung der ganzen Bergbau-Production wird durch 
den seit 25 Jahren eingetretenen Rückgang aller Preise der Bergbau- 
Erzeugnisse unwiderleglich dargethan. Während 1862 das Pfund 
Feinsilber mit 69,30 Mark bezahlt wurde, galt es, allmälig sinkend, 
1887 nur 65,63 Mark. Der Centner Bleiprodukte wurde 1862 
mit 17,82 Mark, dagegen 1887 mit nur 12,66 Mark bezahlt; der 
Centner Bleifabrikate sank von 20,77 Mark auf 14,33. Der Ctnur. 
Kupfervitriol galt 1862 noch 24,56 Mark, dagegen 1887 nur 
12,90 Mark und Schwefelsäure aller Sorten, von denen der Centner 
im Durchschnitt 3,38 Mark gekostet hatte, brachte nur noch einen 
Preis von 1,64 Mark. Die Preise des Silbers waren also in 
25 Jahren um 26,5 Procent zurückgegangen, die der Bleiprodukte 
um 28,9 Procent, die der Bleifabrikate um 31 Procent, die des 
Kupfervitrioles um 47,5 Procent, die der Schwefelsäure um 51,8 
Procent. Es liegt auf der Hand, daß wenn die Entwerthung der 
Bergbau-Erzeugnisse in gleichem Maaße fortgeht, auch ohne andere 
Einwirkungen, wie Vertheurung der Production, Steigerung der 
Arbeitslöhne u. s. w. der Bergbau immer weniger lohnend wird, und 
zuletzt an einem Punkte ankommt, wo er in Mangel eines jeden Er- 
trages ein Ende nimmt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.