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hügel liegt die Stadt Preßnitz, aller Wahrscheinlichkeit nach eine
sorbenwendische Niederlassung unmittelbar unter dem Kamme des Ge-
birges. Auch hier hat der im 15. Jahrhundert stattfindende Anbruch
von Silbererzen die Erhebung der alten Ansiedelung zur Bergstadt
im Gefolge gehabt. Preßnitz ist der Hauptort der „fahrenden Musi-
kanten“ geworden, welche auf Harfe, Guitarre, Violine, Cello und
anderen Instrumenten, aber auch als Liedersängerinnen sich hören
lassen. Seit dem großen Brande von 1811 gehen die Preßnitzer in
die Welt; die Mädchen vorwiegend mit der Harfe, die Männer mit
Geige, Flöte u. s. w. Bis in die entferntesten Gegenden Europas
wandernd, und selbst darüber hinaus, kehren sie meist mit schönem
Erwerb in die Heimath zurück. Anna Görner soll die erste Harfen-
spielerin und Sängerin gewesen sein, welche die Leipziger Messen be-
zog. Im Anfange der vierziger Jahre machte die Familie Fischer,
ein Vater mit zwei Töchtern und zwei Söhnen, großes Aufsehen durch
ihre trefflichen Leistungen. Seitdem in Preßnitz eine Musikschule be-
steht, sind auch die Leistungen der Preßnitzer Musikanten bedeutend
gestiegen.
Etwa 3 km westlich von Preßnitz liegt der Preßnitzer Spitz-
berg mitten im Walde, von dessen Felsengipfel man eine auf die
nächsten Umgebungen beschränkte Aussicht hat.
Ungefähr 5 km von Preßniß, in fast südlicher Richtung, ist die
Stadt Kupferberg, ein regelmäßig um den viereckigen Markt ange-
legtes Bergstädtchen, dessen Ansehen sein hohes Alter nicht erkennen
läßt. Haldenreste, Schachteinbrüche und Pingen geben noch Zeugniß
von dem einstmalen bedeutenden Bergbau hauptsächlich auf Kupfererze.
Nicht ganz 10 Minuten nördlich des Städtchens erhebt sich der
Kupferhübel mit der Maria-Hilf-Kapelle. Hier hat man eine vor-
treffliche Aussicht über das Böhmer Land. Dieselbe ist nach West,
Nord und Nordost durch die Erhebung des Gebirges beschränkt, so
daß man nur einzelne Gipfel in der Ferne sehen kann; dagegen nach
Südost und Süd, nach dem Mittelgebirge, dem Inneren von Böhmen,
dem Liesen= und Carlsbader Gebirge von entzückender Schönheit. Die
Beleuchtung ist während des Vormittags am Besten.
Von der Stadt Kupferberg geht man auf einem Parallelwege
südlich der Chaussee nach Oberhals, um die nahen Felsenklippen zu
besuchen und den Eirnblick in das schroff abfallende Thal zu ge-
winnen. «
Von Kupferberg auf der Chaussee über Oberhals nach der
Oberförsterei unter den Wirbelsteinen sind 9 km, von da nach den
Wirbelsteinen 1 km. Man geht auf der breiten Waldschneuse in süd-
östlicher Richtung fast 1 km weit, bis der Fahrweg nach dem Hauen-