Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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steilen Abhängen eingefaßten Auenthale, das vom unteren Ende von 
Niederdorf bis gegen Harthau hinabreicht, fast 11 km weit, und nur 
an einer einzigen Stelle, bei Jahnsdorf, eine kurze Einschnürung hat. 
Am Nordende von Harthau vereinigen sich Würschnitz und Zwönitz, 
und nehmen von da den Namen Chemnitz an, eine Benennung, welche 
schon von den ältesten Chronisten Ditmar und Annalista Saxo ge- 
braucht wird. 
59. Grünhain. Der Prinzenraub 1455. 
Am östlichen Abhange des Spiegelwaldes, von dessen Aussichts- 
thurme man einen prachtvollen Ausblick gebirgsaufwärts, nach Süd 
und nach West hat, liegt in breiter Thalmulde die Stadt Grün- 
hain, eine der ältesten Ansiedelungen auf diesem Theile des Ge- 
birges. Die Stadt dehnt sich in zwei Straßen, von denen die eine 
den Markt bildet, von West nach Ost abwärts. Weder von den 
Thoren noch von der Stadtmauer sind Ueberreste zu erkennen; ältere 
Bauwerke sind nicht vorhanden. 
Am Ostende der Stadt lag das große und für die Besiedelung 
des Gebirges wichtige Kloster Grünhain, 1236 (nach Anderen 1238 
oder 1240) vom Burggrafen Meinhardt von Meißen gegründet. In 
den Urkunden „Grunenhayn" genannt, sagt der Pirnaische Mönch: 
„Grunhayn, ein Kloster Cistercienserorden am Behmischen Gebirge, 
hat umher die Lysnicz, Elterlen, Czwinitz, Slete 2c. im Walde, ist 
am allermeisten von großen Almusen und Einkommen." . . „Der 
rawm soll etwa der Vtenhöler gewest, erstlich mit Munchen von 
Sittichenbach besetzt.“ . . . . „Diß Kloster hat merklichen Raum in der 
Stadt zu Zwickau und etliche Gerechtigkeit“" . . . „1429 vorterbten 
diß Kloster die Hussiten“ . . . . „1525 Montags vor Cantate triben 
die pawern den Abt aus mit den Munchen, logirten sich darein, vor- 
zehrten Was sie guts funden, blunderten das Closter u. s. w. Die 
Niklaskirche war vordem ein großer Wallfahrtsort.“ 
Das Kloster gewann, vorwiegend durch Schenkungen, zahlreiche, 
wenn auch zerstreut liegende Besitzungen. Der Grünhainer Hof in 
Zwickau, der Schlettauer Hof in Schlettau, der Gardschützer Hof in 
der Altenburger Pflege und der Wistritzer Hof im böhmischen Eger— 
lande bildeten die Mittelpunkte für die Verwaltung des ausgedehnten 
Besitzes. Zur Zeit seines höchsten Reichthums gehörten dem Kloster 
die drei Städte Grünhain, Zwönitz und Schlettau, sowie 56 Dörfer 
und Dorfantheile. Die Güter „in der Lunkewitz“ erhielten den 
Namen Abtey-Lungwitz. Als Beispiel für den Reichthum des Klosters 
30“
	        
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