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Von Bockau nach Eibenstock geht man entweder von der Kirche
nach der Niedermühle von Sosa und über Zimmersacher in 2 Stunden;
oder man geht über den Berg nach Schindlers Blaufarbenwerk, 2 km,
im Muldenthale bis Unter-Blauenthal, 4 km und von da über den
Berg, 3 km, oder ebenfalls über Zimmersacher im Thale der großen
Bockau, 4 km.
Das Thal der Mulde wird vom Rechenhause an bis Unter-
Blauenthal von etwa 150 m hohen bewaldeten Abhängen eingefaßt,
welche an der Muldenbiegung zwar etwas niedriger erscheinen, aber
bis oberhalb Neuwerk hin in der Hauptsache dieselbe Höhe beibehalten,
nur daß ihre Formen von der Mündung der großen Bockau an da-
durch wesentlich an Einförmigkeit verliereu, daß zahlreiche kleinere
Nebenthäler sie unterbrechen.
Die Stadt Eibenstock liegt auf einer flachen, plateauartigen
Einsenkung des zwischen der großen Bockan und des Kohl= oder
Dorfbaches nach der Mulde nordwärts reichenden Höhenzuges, der
im Bühel wieder auf 650 m ansteigt. Die obersten Häuser haben
670, die untersten 600 m Meereshöhe. Die untere Vorstadt nörd-
lich des Baches heißt das Ringer Viertel, die südlich am Dorfbache
und seinen Hängen aufsteigende das Rehmer Viertel, die obere, öst-
liche das Krötensee-Viertel. Die Stadt selbst soll schon 919 gegründet
worden sein.
Daß auf dem Terrain der Stadt schon Seifenwerke zur Zeit
der deutschen Einwanderung bestanden und die neuen Ankömmlinge
seßhafte Slaven hier fanden, wird durch die Benennungen Windischer
Knock, Windische Wiesen, Windischer Hammer, Krotensee, Garstenberg
u. s. w. bestätigt. Erst die Ende des 12. Jahrhunderts stattfindende
Masseneinwanderung hat den Ort germanisirt. Die Eibenstocker
Chronik (1749) sagt: „Von der hiesigen Sprache ist dieses sehr
bedenklich, daß sie weder der Schneeberger noch Johanngeorgen-
städter und andern Nachbarn gleichkommt, und wie die Einwohner
sowohl von denen im Lande gebliebenen Wenden, als auch den Harz-
ländern, Böhmen, Meißnern und Voigtländern, die sich hier angebaut,
abstammen, so ist auch die Aussprache hierselbst sehr verschieden und
kömmt mit der vom Harze meist überein.“ Dagegen schreibt
M. Grundig, 1752: „Hier hat die Natur noch gleichsam einen
Garten von schönen Auen, Wiesen, Feldern vor dem Eingang des
hohen Gebirges und deren hohen Grenzwälder, welche Böhmen und
Meissen scheiden, anlegen wollen.“
« Zu Eibenstock gehörte der obere, mittlere und untere Freihof zu
Eibenstock und der Freihof zu Sosa (in alten Urkunden Zoze). Der