Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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5. Die Besiedelung des Gebirges. 
Im Innern Germaniens waren die slavischen Stämme gegen 
Ende des vierten Jahrhunderts westwärts bis gegen die Saale vor— 
gerückt, Alles vor sich niederwerfend, was im Norden der erzge— 
birgischen Erhebung von der Urbevölkerung noch vorhanden war. Erst 
Kaiser Heinrich J. dehnte seine Herrschaft wieder gegen Osten aus, 
kämpfte in den Jahren 906 und 908 gegen die Slaven, eroberte und 
befestigte verschiedene Punkte an Saale und Mulde und errichtete 
die Mark Meißen als östliche Grenzmark. Je weiter die Herrschaft 
der Deutschen nach Osten vordrang, um so weiter ward auch die 
östliche Grenzmark vorwärts geschoben, während die früheren Grenz- 
marken sich in erbliche Besitzungen verwandelten. Die Mark Süd- 
thüringen hatte sich über die Elster, die Mark Nordthüringen bis 
gegen die Elbe erstreckt; aus der ersteren war die Landgrafschaft 
Thüringen, aus der letzteren die Pfalzgrafschaft Sachsen entstanden, 
während die Markgrafschaft Meißen als neue Ostmark über die Elbe 
hinaus, gegen die Pulsnitz ausgedehnt wurde. Die Südgrenze der 
Mark Meißen bildete das breite Waldgebiet auf dem Abhange des 
Erzgebirges. Obgleich dasselbe schon im Jahre 974 urkundlich als 
Miriquido bezeichnet wird, welches Wort man vom altsächsischen 
Mirki = dunkel und wicu — Holz ableitet, so daß der deutsche 
Name des Gebirges Dunkelwald oder Schwarzwald lauten 
müßte (wahrscheinlich wegen des Vorwiegens der Nadelhölzer), ist diese 
Benennung doch wenig gebräuchlich geblieben und der ganze waldige 
Gebirgszug immer nur vorwiegend „das Gebirge" genannt worden. 
Bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts scheint der Name 
„Behmisches Gebirge“ oder „Behmischer Wald“ der 
gebräuchliche gewesen zu sein, obgleich seit dem Anbruch der ober- 
gebirgischen Silberadern, zu Ende des 15. Jahrhunderts der Name 
„Erzgebirge“ allmälig sich einbürgerte. In der „Meißnischen 
Land= und Berg-Chronik“ von Albinus, 1589, sowie in einigen 
älteren Bergordnungen aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts wird 
er zuerst schriftlich eingeführt.") 
Es war ein unwirthliches Gebirge, dieser mächtige, natürliche 
Grenzwall zwischen der Mark Meißen und dem Königreiche Böhmen, 
zwischen dem im Norden dieses Waldgebietes aus dem Westen vor- 
dringenden germanischen Element und dem im böhmischen Kessel seit 
Ende des 5. Jahrhunderts seßhaft gewordenen slavischen Volke der 
Czechen. Die Kämpfe derselben gegen Dagobert, den König der 
— 
*) Die Namen des Erzgebirges. Glückauf 1887. S. 1.
	        
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