Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Königshufen zu 60 Jochen (ugera) groß waren, also doppelt so 
groß als die gewöhnliche Landhufe. 
Es begann die Zeit der großen Waldrodungen. Bis tief in 
das 13. Jahrhundert hinein, und dann wieder zu Ende des 15. und 
Anfang des 16. Jahrhunderts, und stellenweise selbst bis in die 
neueste Zeit hinein ist das Ausroden des Waldes, um Ackerland und 
auch Wiesenland für neue Ansiedelungen zu gewinnen, im umfang- 
reichsten Maaße betrieben worden. Jahrhunderte lang bildete der 
Wald den unerschöpflich erscheinenden Vorrath, durch dessen Nieder= 
schlagen man Raum für Feld, Holz für Bauten, Bergwerks= und 
Hüttenanlagen, Geld für Zinsen und Steuern u. (. w. erlangen 
konnte, ohne an die Wiederaufforstung kahl geschlagener Höhenzüge 
und Abhänge denken zu müssen. Der Wald war das unerschöpfliche 
Kapital für den fortschreitenden Anbau, und erst Jahrhunderte später, 
nachdem das Land durch die länger als ein halbes Jahrtausend fort- 
gesetzte Urbarmachung und Zerstörung des Waldgebietes seine gegen- 
wärtige Oberflächengestalt und Bedeckung gewonnen hat, ist man zu 
der Ueberzeugung gekommen, der Waldvernichtung nicht blos Einhalt 
thun zu müssen, sondern auch das Waldgebiet durch Neuanpflanzung 
erhalten und vergrößern zu müssen. 
Mit dem Vordringen des deutschen Elementes in das Gebiet 
der Slaven und in das Gebiet des waldbedeckten Gebirges beginnt 
erst die geschichtliche Zeit dieses Landes, und wenn auch die 
Vorgänge, besonders auf dem letzteren, vielfach unbekannt geblieben 
oder verschleiert und entstellt auf die Nachwelt gekommen sind, 
lassen sich doch die allgemeinen Grundzüge dieser Entwickelung noch 
erkennen. 
Der ganze Zeitraum von der Errichtung der Mark Meißen bis 
zu Konrad dem Großen, Markgrafen von Meißen, welcher das Land 
von der Ostgrenze Thüringens bis über die Neiße hinaus in seiner 
Hand vereinigte, war ein außerordentlich kriegerischer. Die böhmischen 
und slavischen Nachbarn waren auf allen Seiten feindselig. Be- 
sonders die Grenze nach Süden war jederzeit streitig gewesen und 
blieb es noch durch lange Jahrhunderte hindurch. 
Seitdem Heinrich der Aeltere, Graf von Eilenburg, aus dem 
Hause Wettin, 1088 von Kaiser Heinrich IV. mit der Markgrafschaft 
Meißen belehnt worden war, entwickelte sich die Macht der Mark- 
grafen immer selbstständiger, und besonders unter Otto dem Reichen, 
welcher von 1156 bis 1190 regierte, entwickelte sich die wahrhaft 
fürstliche Macht desselben, hauptsächlich im engsten Zusammenhange 
mit der Entdeckung des großartigen Silberreichthumes des Freiberger 
ebietes.
	        
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