Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

164 Dualismus im Bunde. 1852 
meldete, erklärte er diesem, Osterreich lasse sich von Deutsch- 
land nicht als Ausland behandeln; dies aber würde geschehen, 
wenn man ihm einen bloßen Handelsvertrag ohne Aussicht 
auf Zolleinigung anböte; übrigens gehöre die Behandlung 
dieser Dinge an den Bundestag, und, setzte er nicht eben 
höflich hinzu, er müsse bedauern, daß in diesem Augenblicke, 
wo Graf Thun wichtige Instructionen erhalten habe, Herr 
von Bismarck sich nicht auf seinem Posten befinde. In gleichem 
Sinne arbeitete seine Diplomatie an allen deutschen Höfen 
mit äußerstem Nachdruck. 
Im Herbste aber fand er mehrfachen Anlaß, seinen anti- 
preußischen Eifer einiger Maaßen herabzustimmen. In Frank- 
reich that Louis Napoleon Schritt auf Schritt hinan zu den 
Stufen des Kaiserthrons, und es war kein Geheimniß mehr, 
daß er die Volksabstimmung darüber nicht als den Ursprung, 
sondern nur als die Anerkennung seines ererbten Kronrechts 
betrachten, und sich so in offenen Widerspruch mit den Ver- 
trägen von 1815 setzen würde, welche das Haus Bonaparte 
für immer von dem französischen Throne ausschlossen. Hier 
erschien die Möglichkeit einer schweren europäischen Gefahr, 
und damit die Wünschbarkeit eines aufrichtig guten Verhält- 
nisses mit Preußen. Dazu mahnte auch Kaiser Nikolaus in 
dringender Weise, und als sich dann zu bitterer Enttäuschung 
des Grafen Buol zeigte, daß bei den süddeutschen Staaten 
der Entwurf C ein todter Buchstabe bleiben würde, bot Kaiser 
Franz Joseph seinem königlichen Oheim die Hand zur Ver- 
söhnung. 
Das gute Wort fand in Berlin eine gute Statt. Denn 
wie in Wien die Beziehungen mit der Darmstädter Coalition 
sich unfruchtbar erwiesen hatten, so war für Preußen das
	        
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