Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1852 Wachsen des russischen Einflusses. 171 
Befriedigung, aus den Schlingen der unionistischen Politik 
herausgerissen, und damit die für die Mittelstaaten, wie für 
Rußland gleich angenehme Zersplitterung Deutschlands wieder- 
hergestellt. Durch seine Drohungen waren die deutschen 
Mächte zur Auslieferung Schleswig-Holsteins an Dänemark 
genöthigt worden, und der Zar hatte davon Anlaß genommen, 
seine vor Jahren geknüpfte persönliche Freundschaft mit 
mehreren der leitenden englischen Staatsmänner vollends zu 
befestigen. Die einzige Großmacht Europas, die ihm nicht 
dienstwillig entgegen kam, damals die verhaßte Quelle aller 
Revolutionen, erschien ihm durch Anarchie und Parteihader 
gelähmt; er stand nicht an, seine Verachtung gegen das 
französische Wesen durch berechnete Beleidigung des neuen 
Oberhaupts der Republik öffentlich zu bekunden. So war 
er der Hort des legitimen Zustandes und der conservativen 
Grundsätze in den Augen aller Welt geworden; er wurde 
von den Liberalen Europas gehaßt und noch mehr gefürchtet, 
mit heißer Inbrunst aber von einflußreichen Kreisen der 
feudalen und hochkirchlichen Parteien verehrt. Es war kein 
Wunder, daß er sich in solcher Stellung mit einem Solbst- 
bewußtsein ohne Gleichen erfüllte, getragen sowohl von dem 
Gefühl seiner überragenden Stärke, als von dem festen 
Glauben an die Heiligkeit seines Strebens, und stets vor- 
wärts gedrängt durch die andächtige Bewunderung der nach 
seinem Urtheil allein achtbaren Elemente der gesammten 
europäischen Gesellschaft. 
Im Jahre 1852 sah er nach seinen Weisungen den 
Occident unseres Welttheils leidlich geordnet, und sein Blick 
lenkte sich wieder zurück auf das alte Gebiet des mosko- 
witischen Ehrgeizes, auf den osmanischen Orient.
	        
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