Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

206 Zerwürfnisse. 1854 
sich auf die Vertheidigung seines Gebietes beschränken und 
in fester Entschlossenheit die kommenden Ereignisse erwarten. 
Der preußische König war damals in Putbus auf der Insel 
Rügen, umgeben von Bismarck, Alvensleben und dem Obersten 
Manteuffel. Auch der Ministerpräsident wurde jetzt dorthin 
berufen, und am 3. September zur Abweisung der von Prokesch 
gestellten Fragen ein Rundschreiben an die deutschen Höfe 
erlassen, des Inhalts, daß nach der russischen Erklärung, auf 
der Defensive bleiben zu wollen, eine Gefahr für die öster- 
reichischen Truppen in den Fürstenthümern nicht vorhanden, 
also eine Ausdehnung des Aprilbündnisses zu deren Schutze 
nicht nöthig sei; die vier Punkte unterlägen mehrfachen Be- 
denken, und vollends jetzt, nach der russischen Ablehnung, 
könne der König seinen Verbündeten nicht empfehlen, sie sich 
in einer Weise anzueignen, daß dadurch Lasten und Verbind- 
lichkeiten entstehen könnten; es sei zu hoffen, daß auch Oster= 
reich sich von jedem aggressiven Vorgehen fern halten, und 
damit neue Verwicklungen verhüten werde. Hiemit war bei 
den bekannten Ansichten der Mittelstaaten für Österreich jede 
Hoffnung auf kriegerische Entschlüsse des Bundestags zer- 
ronnen, es wäre denn, daß sich Friedrich Wilhelm zu einem 
Wechsel seiner Stellung noch in der letzten Stunde bestimmen 
ließe. Für jetzt beschloß also Graf Buol, sich ruhig zu 
verhalten, zumal am 5. September die bisher in Varna ver- 
sammelten englisch-französischen Landtruppen, 50000 Mann, 
nebst einem Theile des türkischen Heers sich nach der Krim 
zur Belagerung des großen Kriegshafens Sebastopol ein- 
schifften, an der Donau also und den Karpathen Österreich 
bei einer Offensive gegen die Russen auch von dieser Seite 
keine Unterstützung erhalten konnte.
	        
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