18 Graf Brandenburg in Warschau. 1850
versuchte auch keine Widerlegung. Er antwortete höchst einsilbig;
er bedauere die Folgen, aber er könne nicht anders. Branden-
burg hatte den Eindruck eines unwiderruflich genommenen
Entschlusses.
Die Unterredung endigte hiemit. Nachher, im Salon
der Kaiserin, wurde verabredet, daß Brandenburg die Ergeb-
nisse behufs weiterer Verhandlung zu Papier bringen solle.
Gewonnen hatte bis dahin der preußische Vertreter nicht
viel. Die Union hatte er so gut wie aufgegeben; dann hatte
Osterreich die freien Conferenzen über die Bundesreform aller-
dings eingeräumt; aber wenn man in Berlin es bisher als
selbstverständlich betrachtet hatte, daß während ihrer Dauer
der Bundestag vertagt, oder doch dessen Thätigkeit sistirt
würde, so war daran nicht zu denken, im Gegentheil, der
Bundestag sollte Hessen unzögerlich exeguiren. Das war,
nach allen bisherigen Berliner Beschlüssen, der Krieg, und
zwar, wie Nesselrode so eben hatte erkennen lassen, der
Krieg auch mit Rußland. Brandenburg erwog, und gelangte
wiederum zu dem Schlusse, daß die Sache einen solchen Ein-
satz nicht werth sei. Dazu kam eine durch Nesselrode be-
kräftigte Mittheilung, Schwarzenberg sei bereit, Preußen jede
wünschenswerthe Garantie zu geben, daß die Besetzung Hessens
durch die Bundestruppen keinen andern Zweck als die Her-
stellung der landesherrlichen Autorität habe, und nach Er-
reichung desselben die Truppen sofort das Land wieder ver-
lassen würden. So schrieb Graf Brandenburg am 27. Octo-
ber nach Berlin: „die brennendste Frage, besonders nach den
russischen Erklärungen, ist und bleibt die hessische. Ich würde
vorschlagen, wenn die Bayern wirklich einrücken, die Sache
aus dem praktischen Gesichtspunkt aufzufassen, Feindselig-