1857 Streit über die Bundesfestung Rastadt. 275
haltender als die Nachbarstaaten, so sehr er auch den schweizer
Radicalen eine Züchtigung für die Jesuitenfeindschaft von 1847
gönnte. Zum offenen Zerwürfnisse aber führten dann weit-
schichtige Verhandlungen über die Bundesfestung Rastadt.
Schon im Sommer 1856 hatte es lebhaften Streit am
Bundestage über fernere Geldbewilligungen für deren Ausbau
gesetzt, wo Osterreich und die Süddeutschen sich sehr freigebig
erwiesen, Preußen aber mit einigen Norddeutschen der Meinung
war, die Forderungen müßten einmal ein Ende haben. Nach
scharfen Verhandlungen war schließlich ein einstimmiger Beschluß
in vermittelndem Sinne zu Stande gekommen; mit doppelter
Heftigkeit aber erneuerte sich der Hader, als im Mai 1857
OÖsterreich und Baden einen Antrag im Bundestage ein-
brachten, die Friedensbesatzung von Rastadt, die nach einem
einstimmig vereinbarten Beschlusse von 1841 aus 2500 Ba-
densern bestand, zu verdoppeln und dazu 5000 Osterreicher
zu berufen. Der preußische König war Anfangs nicht ab-
gencigt, die Anderung zuzulassen. Bismarck aber machte
darauf aufmerksam, daß zwar im Bundesinteresse der Antrag
als eine Garantie für die kräftige Theilnahme Osterreichs an
der Vertheidigung des Oberrheins vortheilhaft sei, daß aber
Preußen unmöglich eine solche bleibende Stärkung der öster-
reichischen Machtstellung in Baden ohne einen entsprechenden
eigenen Gewinn zulassen könne. Er erhielt hienach die Weisung,
nach diesem Grundsatze zu verfahren. Zunächst ging der
Antrag zum Berichte an den Militärausschuß und die technische
Militär-Commission, aber schon bei diesen vorbereitenden Be-
sprechungen zeigte sich, daß ein harter Kampf in Aussicht
stand. Denn die Mehrheit war dem Antrag günstig, und
machte auch kein Hehl aus ihrer Ansicht, darüber bindend
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