304 Antritt der Regentschaft. 1858
besten Quelle, natürlich vom Herrn von Manteuffel selbst. Da
kam denn die Ernennung Hohenzollern's wie ein Blitz aus
blauem Himmel nach München. Pfordten eilte zum Könige;
nach langen, durch mehrere Monate wiederholten Erwägungen
kam man zu dem unvermeidlichen Schlusse, daß in gewissen
Forderungen der Kammer nachzugeben sei. Aber wie ist das
möglich, rief dann der König, nach allem Vorgegangenen,
ohne eine tiefe Demüthigung der Krone? Nichts leichter als
dies, erwiderte der unerschütterliche Pfordten; Majestät er-
lassen ein Manifest: Meine Minister haben in letzter Zeit
mehrfache Differenzen mit den Kammern gehabt, Ich aber
will Frieden haben mit Meinem Volke. Und so
geschah es, während Pfordten mit dem Bundestagsgesandten,
Freiherrn von Schrenck, die Stelle tauschte. Der von dem
Staatsstreichminister erfundene Satz: Ich will Frieden haben
mit meinem Volke — wurde zu einem populären Schlagwort,
auf welches während der spätern preußischen Verfassungs-
wirren jeder Bayer mit patriotischem Stolze hinwies, ohne
zu ahnen, daß Bayern die Erhaltung seines allerdings hohen
Ruhmes, niemals einen Bruch seiner Verfassung erlebt
zu haben, in erster Linie dem Prinzen von Preußen ver-
dankte.
In Preußen selbst aber wurde das Erscheinen der neuen
Acra von der großen Mehrheit des Volkes mit einem Jubel
begrüßt, vor welchem die zornige Besorgniß der feudalen,
ebenso wie die verbissene Gleichgültigkeit der demokratischen
Partei vollständig in den Hintergrund trat. Charakteristisch
für diese Bewegung der Geister war es, daß sie zwar mit
überschwänglichen Hoffnungen auf eine allseitige Glückseligkeit
sich erfüllte, aber von bewußtem Streben nach radicalen oder