310 Antritt der Regentschaft. 1858
die bisherige preußische Hegemonie auf diesem Felde zu brechen.
Solche Bestrebungen konnten die preußische Stimmung nicht
verbessern, und vollends unwillig wurde der Prinz, als die
Hofburg Ende Juni das preußische Cabinet mit einem An-
erbieten überraschte, in Rastadt einige preußische Bataillone
zuzulassen, wenn ihr Preußen wie 1854 Gewähr für alle
ihre deutschen und außerdeutschen Besitzungen leiste — un-
gefähr so, wie wenn eine alte Dame einem jungen Freunde
schriebe, sie schenke ihm ein schönes Hündchen, erwarte aber
dafür, daß er sie heirathe. Es verstand sich, daß der Prinz
sehr bestimmt erklärte, er hoffe auf gutes Vernehmen mit
Osterreich, wolle sich aber nicht durch voreilige Tractate die
Hände binden. So fielen Schleinitz's milde Worte bei dem
Prinzen auf einen harten Boden; dieser berief vielmehr Bis-
marck dreimal nach Baden-Baden und genehmigte sogar, daß
auch Manteuffel auf einige Wochen sich dort einstellte. Denn
ein besonderer Anlaß forderte im Juli ein wichtiges und
durchgreifendes Handeln vom Bundestage. Seit Anfang 1857
beschäftigte die Versammlung — wir kommen später des
Näheren darauf zurück — eine Beschwerde der holsteiner
Stände über das verfassungs= und vertragswidrige Benehmen
der dänischen Regierung gegen die Herzogthümer. Nach langem
Berathen und Hin= und Herschreiben waren endlich im Februar
und im Mai Bundesbeschlüsse zu Stande gekommen, welche
bestimmte Forderungen an Dänemark stellten. Dieses nahm
sich Zeit zur Antwort, und erklärte endlich am 15. Juli sich
bereit, nicht etwa die Forderungen zu erfüllen, sondern über
dieselben, wic seit sechs Jahren, so auch jetzt weiter zu ver-
handeln. Österreich nach seiner alten Freundschaft mit Däne-
mark, und ihm zustimmend die süddeutschen Regierungen,