320 Der italienische Krieg. 1859
jedem Tage stieg die Ungeduld, die so energisch begonnenen,
für den armen Staatsschatz so erdrückenden Rüstungen zu
verwerthen, und Sardinien vor der Vollendung der franzö-
sischen Kriegsvorkehrungen zu zermalmen. Erzherzog Albrecht
kam nach Berlin, meldete die Absicht des Kaisers an, ein
Ultimatum nach Turin zu senden, um dort binnen kürzester
Frist die Abrüstung zu begehren, und sie im Weigerungsfalle
durch Waffengewalt zu erzwingen; wenn darauf Frankreich
den Piemontesen zu Hülfe komme, hoffe der Kaiser auf
nachdrückliche Unterstützung des preußischen Bundesfreundes.
Der Prinz-Regent erwiderte, wenn Frankreich die Verträge
breche, deutsches Bundesgebiet verletze, die Neutralität Belgiens,
der Schweiz, Savoyens bedrohe, werde Preußen mit voller
Stärke auf den Kampfplatz treten; überall aber sei die
Voraussetzung, daß Osterreich jetzt kein Mittel zur Erhaltung
des Friedens unversucht lasse, also vor Allem aufhöre, dem
Zusammentritt des Congresses Hindernisse in den Weg zu
legen ). Trotzdem brach in demselben Augenblick die Wiener
Kampflust durch alle Schranken hindurch. Noch einmal
warnte Graf Buol und zögerte den verhängnißvollen Schritt
drei Tage hin; dann aber fiel die Entscheidung gegen ihn,
so daß er seine Entlassung einreichte, und bald nachher durch
den Bundestags-Gesandten, Grafen Rechberg, ersetzt wurde.
Am 23. April erschien darauf ein österreichischer Officier in
Turin mit dem Ultimatum, entweder vollständige Entwaffnung
oder Krieg binnen drei Tagen. Cavour athmete auf. Er
schickte den Abgeordneten mit der Antwort zurück, daß die
Frage der Entwaffnung nur mit jener des Congresses ent-
1) Nach eigenhändiger Aufzeichnung des Prinzen.