Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1859 Anträge auf Reform der Bundeskriegsverfassung. 343 
Indessen war es Herrn von Beust gelungen, seine Freunde 
zu einem Antrag beim Bunde in dieser ihnen allerwichtigsten 
Frage zu vereinigen. Am 17. October wurde er eingebracht, 
unterzeichnet von den vier Königreichen, Darmstadt und 
Nassau. Sein Inhalt war möglichst bedeutungslos; um so 
unverkennbarer war die gegen Preußen gerichtete Spitze der 
Begründung. Unter Lobsprüchen auf die fruchtbare Entwick— 
lungsfähigkeit des Bundes wurde erklärt: man würde gerne 
auf Vorschläge eingehen, durch welche die Wiederholung der 
neuerlich leider hervorgetretenen Eimvendungen gegen die Aus- 
führung rechtmäßiger Bestimmungen und gegen Beschlüsse des 
Bundestags ferne gehalten werden könnte. Es sei die Pflicht 
Aller, dafür einzustehen, und Agitationen zum Umsturz der 
Bundesverfassung zu unterdrücken. In neuerer Zeit sei die 
Bundeskriegsverfassung besonders Gegenstand tadelnder Auße- 
rungen gewesen; deshalb werde beantragt, der Bundes-Militär- 
commission eine genaue Prüfung derselben und Bericht über etwa 
nöthige Anderungen aufzugeben. Die Antragsteller vermieden jede 
Andentung über etwaige eigene Wünsche; freilich war es kein 
Geheimniß, daß der einzige Zweck des Antrags die Verwerfung 
der preußisehen Reformpläne und die Unantastbarkeit ihres 
geliebten Bundesheeres war. Preußen stimmte indessen bercit- 
willig für den Antrag, und legte dann auch dem Ausschusse 
seinen Reformvorschlag vor, nach welchem sehr einfach bei 
einem Bundeskrieg, an welchem Osterreich und Preußen mit 
ihrer gesammten Heereskraft Theil nähmen, die beiden süd- 
deutschen Bundcscorps unter österreichischen, die beiden nord- 
deutschen unter preußischen Oberbefehl treten, also kein Bundes- 
feldherr vom Bundestage gewählt, geleitet und beaussichtigt 
werden sollte. Es zeigte sich sehr bald, daß Csterreich,
	        
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