370 Deutsche Reformfragen. 1860
umgehend von diesem angenommen wurde. Rechberg und
Schleinitz sollten ihre Souveräne begleiten. Der Prinz-Regent
erwog am 20. Juli in Mainz das Programm für die Be-
sprechung. Es wurde anerkannt, daß durch die Vorgänge
in Baden eine französisch-preußische Allianz auf lange hin
unmöglich geworden sei; damit habe sich der Kreis der diplo-
matischen Mittel, um von Osterreich Zugeständnisse zu er-
langen, erheblich verengt. Immer müßte Preußen für eine
Unterstützung Osterreichs in Italien entsprechende Vortheile
in Anspruch nehmen, also Beseitigung der Mißstände im
Bunde, Alternat im Präsidium des Bundestags, Erledigung
der holsteiner Sache im preußischen Sinne. Sonst würde
der Landtag niemals Geld für einen Krieg zu Gunsten
Osterreichs bewilligen. Außerdem hatte der Prinz-Regent
schon seit längerer Zeit den Gedanken, daß eine Allianz mit
Osterreich nur dann Werth habe, wenn dieses wieder innerlich
gekräftigt sei, und daß eine solche Herstellung liberale Re-
formen und religiöse Duldsamkeit voraussetze. Nach diesen
Gesichtspunkten machte er am 26. Juli dem Keiser seine
Vorschläge. Nach denselben würde Preußen bereit sein zu
gemeinschaftlicher Abwehr gemeinschaftlicher Gefahr, also zur
Abwehr eines französischen Angriffs auf die Besitzungen beider
Staaten, es wäre denn, daß der Krieg von Osterreich pro-
vocirt würde: worauf Franz Joseph sofort erklärte, nie einen
Krieg provociren zu wollen, und falls er sich zu einem An-
griff gezwungen glaube, ihn nur nach Verständigung mit
Preußen zu unternehmen. Ferner sei, proponirte der Prinz,
gemeinsamer Widerstand gegen etwaige französische Annexions-
gelüste auf die Schweiz, Belgien und Holland zu leisten.
Einen Angriff Sardiniens werde Deutschland als Kriegsfall