34 Olmützer Punctation. 1850
sei, sich an politischen Berathungen zu betheiligen oder die
Vertretung des erkrankten Ministerpräsidenten zu führen. Als
darauf Herr von Manteuffel den Vorsitz übernommen, gab
Radowitz dieselbe Erklärung ab, mit dem Zusatze, daß der
König ihm die Gewährung seines Gesuches bereits versprochen
habe, so daß er auch an den laufenden Geschäften des aus-
wärtigen Amtes sich nicht weiter betheilige. Mit Ladenberg
hatte dann auch von der Heydt seine Entlassung erbeten.
Es wurde hienach beschlossen, dem Könige die einstweilige
Versehung des auswärtigen Amtes durch Brandenburg, und
so lange dessen Krankheit dauere, durch Manteuffel vorzu-
schlagen. Brandenburg's gestern vorgelegte Depesche nach
Wien wurde definitiv genehmigt, dem Grafen zur Unterzeich-
nung zugeschickt und dann expedirt. Gröben erhielt Befehl,
die besetzten Punkte zu behaupten, aber nicht weiter vorzu-
gehen. Zugleich wurde beschlossen, der Kieler Statthalterschaft
zu eröffnen, daß nach der Ablehnung der preußischen Forde-
rungen durch dieselbe die Herzogthümer auf keine preußische
Vermittlung weiter rechnen dürften. Die preußischen, noch an
der holsteiner Grenze stehenden Truppen wurden bereits am 4.
von dort nach Süden zürückgezogen. Ebenso sollten die in
Hohenzollern und im südlichen Baden befindlichen Truppen
den Rückmarsch hinter die Murg antreten. Trotzdem über-
reichte der österreichische Gesandte, Herr von Prokesch, an
demselben Tage eine drohende Note, worin das keiserliche
Cabinet die Respectirung der kurfürstlichen Souveränität und
folglich unzögerliches Zurückziehen der preußischen Truppen
aus Kurhessen forderte. Rochow bestätigte, daß Kaiser Nikolaus
die Weigerung dieses Begehrens auch seinerseits als Kriegsfall
betrachten würde. Mit der höchsten Ungeduld sah also