1850 Drohende Meldungen über feindliche Rüstungen. 35
Manteuffel der österreichischen Antwort auf Brandenburg's
friedenathmende Depesche entgegen, welche freilich erst am
5. November in Wien anlangen konnte. Er verwies Prokesch
auf diese Verhandlung, und schickte Telegramm auf Telegramm
an Bernstorff, bei Schwarzenberg auf schleunige Erwiderung
zu dringen.
Am 5. November kamen günstige Nachrichten von einigen
Stellen, aus Hannover über geringen Kriegseifer des neuen
Ministeriums Münchhausen, aus dem Haag die Bereitwillig-
keit des leitenden Ministers Thorbecke, den Vertreter Luxem-
burgs aus der Frankfurter Bundesversammlung abzurufen,
wodurch diese auf acht Stimmen reducirt wurde und mithin
nicht mehr die Majorität des alten Bundestages in sich schloß.
Aber dies Alles half nicht viel gegenüber der Haltung Ruß-
lands, Osterreichs und der Mittelstaaten, und über diese liefen
die bedrohlichsten Meldungen von allen Seiten ein. Gröben
berichtete, daß der bayerische Befehlshaber, Fürst von Thurn
und Taxis, alle Vorschläge zur Vermeidung eines Conflicts
abgelehnt habe. Aus Dresden vernahm man die ersten An-
stalten zur Mobilmachung der sächsischen Truppen. Aus
Bayern kam die Kunde, daß das österreichische Truppencorps
in Vorarlberg, angeblich 30 000 Mann, die bayerische Grenze
überschritten habe und in Eilmärschen nach Norden rücke.
Die Großherzoge von Oldenburg und Weimar ließen dringende
Warnung an den König gelangen, daß man in Berlin falschen
Friedenszusagen vertraue und durch einen plötzlichen Angriff
überrumpelt werden würde. Eine Depesche Bernstorff's vom 2.
meldete, daß in Wien nicht bloß von russischem, sondern
auch von französischem Beistand als einer sichern Thatsache
geredet werde; Schwarzenberg denke entschieden an einen
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