1862 Das Herrenhaus verwirft das Budget. 457
sei. Bismarck schwankte darauf nicht einen Augenblick; er
war mit sich im Reinen über die in dem jetzt unvermeidlichen
Kampfe einzuhaltende Bahn.
Am 10. October berieth das Herrenhaus über den von
dem andern Hause ihm zugesandten Etat. Seine Commission
hatte Conferenzen mit dem andern Hause zur Verständigung
über den Militär-Etat beantragt, dagegen begehrte Graf Arnim-
Boytzenburg Ablehnung des im andern Hause festgestellten
Budgets und Annahme der ursprünglichen Regierungsvorlage.
Dieser letzte Satz war ungeschickt, weil formell ordnungswidrig;
sein Inhalt hätte nur in die Form einer Resolution des
Hauses gebracht werden können. Jedesfalls war von praktischer
Bedeutung lediglich der negative Satz, die Ablehnung des im
andern Hause beschlossenen Staatshaushalts-Etats. Bismarck
griff in die Verhandlung mit dem Worte ein, daß von
Conferenzen mit dem andern Hause nichts zu erwarten sei,
er also nur den Antrag Arnim empfehlen könne. Nach
längerer Debatte erfolgte am 11. October die Ablehnung
des von dem andern Hause übersandten Budgets mit 150
gegen 17, die Bestätigung der Regierungsvorlage mit 114
gegen 44 Stimmen.
So war es geschehen. Ein budgetloses Regiment war
in Preußen zur Zeit unvermeidlich geworden. Am 12. October
erklärte das Haus der Abgeordneten den Beschluß des Herren-
hauses, so weit er sich auf die Annahme der Regierungsvorlage
beziehe, als verfassungswidrig für null und nichtig. Unmittel-
bar nachher verkündigte der Ministerpräsident den Schluß der
Session, und verlas am Nachmittag die Thronrede, worin die
Regierung es für ihre Pflicht erklärte, die neue, auf Grund
früherer Bewilligungen des Landtags geschaffene Heeres-