1862 Revolutionäre Rüstungen. 497
schleunige Lieferung von Musketen und Säbeln, von Munition
und Uniformen, aber auch von Dolchen, Strychnin und
Curare nach England, Frankreich und Belgien geeilt. Die
Emigration in Paris und das europätüsche Revolutionscomite
in London halfen zu diesen Rüstungen nach Kräften, aller-
dings mit dem Unterschiede, daß Ladislas Czartoryski wegen
der ungünstigen europäischen Conjunctur vor verfrühtem Los-
schlagen warnte, das Londoner Comité dagegen in der Hoffnung
auf rasches Umsichgreifen des in Polen auflodernden Feuers
zu möglichst baldiger Erhebung antrieb 1). Unterdessen traf
das Warschauer Comité seine Vorkehrungen, um die revo-
lutionäre Organisation auch in Lithauen, Posen und Galizien
durchzuführen. Ganz im Sinne des Manifestes vom 1. Sep-
tember riefen seine Zeitungen gegen Ende des Jahres zur
Befreiung des ganzen großen Vaterlandes von dem Joche
der Deutschen und der Russen auf; die Meinung war aller-
dings nicht, den Aufstand sofort auch auf preußischem und
österreichischem Gebiete losbrechen zu lassen, und dadurch die
Militärmassen aller drei Theilungsmächte gleichzeitig auf sich
zu ziehen: im Gegentheil, der Kampf sollte zunächst nur
gegen Rußland beginnen, wo man auf die Zerrüttung der
Armee und vielleicht auch auf befreundete revolutionäre Be-
wegungen hoffte, während die Höfe von Berlin und Wien
durch die öffentliche Meinung Europas von der Einmischung
in einen Kampf, der scheinbar sie nichts anginge, abgehalten
würden. Um so mehr aber sollten Posen und Galizien zur
Unterstützung des Angriffs auf die Russen herangezogen
werden, durch Beförderung der aus Lüttich anlangenden
1) Schreiben vom 23. November 1862, bei Knorr, Die polnischen
Aufstände seit 1830.
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches II. 32