518 Preußen und Rußland. 1863
Ansehen der Regierung im Auslande schädigen, und damit
die Preußen vielleicht bedrohenden Gefahren vermehren könne.
Noch viel weniger hatte jemand im Hause oder im Lande
eine Ahnung, daß Bismarck durch die Convention, und durch
die hiemit erlangte Befestigung der russischen Freundschaft,
den ersten Stein zum Fundamente für Preußens künftige
Größe gelegt hatte.
Indessen ließ sich der Minister weder durch diese An-
griffe, noch durch Gortschakoff's Umtriebe oder durch fran-
zösische Drohungen um eines Haares Breite von seiner Linie
abdrängen. Die englische Aufforderung, sich an einem
Schritte der Wiener Congreßmächte in Petersburg zu be-
theiligen, wies er zurück, weil sie dem preußischen Stand-
punkt in der Sache nicht entspreche. Übrigens legte sich
allmählich der Sturm über die Februar-Convention, als die
englischen Zeitungen Bismarck's Ausspruch, sie werde ein
todter Buchstabe bleiben, veröffentlichten, vor Allem aber, als
in Polen der Verlauf der Kämpfe zu keiner Grenzüber-
schreitung mehr Veranlassung gab. Das Nationalcomité
hatte Mieroslawski zum Dictator ernannt, dieser hatte am
17. Februar den Befehl über eine stärkere Schaar in der
Nähe der preußischen Grenze übernommen, war aber schon
am 22. nicht weit von Kalisch durch russische Truppen an-
gegriffen, gänzlich geschlagen, seine Leute zersprengt, er selbst
flüchtig geworden, und damit für immer vom Schauplatz
verschwunden. Dies erweckte bei der weißen Partei der
großen Grundbesitzer, die bisher ganz in das Schlepptau der
Rothen gerathen war, den Muth zu neuer Selbständigkeit.
Durch Ladislas Czartoryski erfuhren sie aus Paris, daß
Napoleon von Mieroslawski, als einem Genossen Mazzini's