Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

528 Preußen und Rußland. 1863 
mehrung und Verstärkung der Banden, Erhebung des polnischen 
Adels in Lithauen und Volhynien. Die Warschauer National-= 
regierung bildete ihre Behörden weiter aus, und schärfte das 
Schreckensregiment, welches jeden Ungehorsam gegen ihre 
Befehle mit Ermordung, Brand und Plünderung bestrafte. 
Das russische Ministerium sah mit Unwille und Sorge 
auf diese Vorgänge. In Warschau war Graf Berg mit 
Wielopolski ebenso wie seine Vorgänger zerfallen, und hielt 
sich passiv, da der Großfürst ihm seinen Beistand gegen den 
Marquis versagte. Die großen militärischen Rüstungen aber 
schritten langsam vorwärts; mehr als ein Monat konnte noch 
vergehen, bis das Ganze schlagfertig war. Unter diesen Um- 
ständen beschloß die Regierung, den Groll über die Ein- 
mischung des Auslandes einstweilen zurückzuhalten, und die 
drei Noten so wenig herb wie möglich zu beantworten. In 
der an England gerichteten Entgegnung vom 26. April be- 
merkte Gortschakoff, Rußland erkenne alle Verträge an, müsse 
aber auf ihrer richtigen Auslegung bestehen; eine parlamen- 
tarische Verfassung sei den Polen in keiner Urkunde von 1815 
verheißen; der Versuch einer solchen sei durch die Polen selbst 
1831 vereitelt worden; jetzt sei der Kaiser seit Jahren be- 
strebt, stufenweis heilsame und freisinnige Reformen in Polen 
einzuführen, und habe zum Danke dafür eine neue Insurrection 
erleben müssen. Er sei bereit, in Erörterungen über die in 
der Congreßacte niedergelegten Grundsätze einzutreten, mache 
aber vor Allem die Mächte auf die wahre Ursache der Un- 
ruhen aufmerksam, auf die fortdauernden Hetzereien der kosmo- 
politischen Revolutionsparteien. Dieser letztere Satz wurde 
dann mit besonderem Nachdruck in der an Frankreich ge- 
richteten Note ausgeführt, etwas kürzer in der für Osterreich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.