536 Preußen und Rußland. 1863
Voraussetzung, daß dieselben als Grundlage für die Berath-
ungen einer Conferenz der acht Signatärmächte von 1815
dienen würden, womit dann auch Ssterreich einverstanden war.
Napoleon war dabei der Meinung, die Conferenz müsse jedes-
falls Statt finden, auch wenn Rußland sie ablehne, was
dann mit einer Kriegserklärung ziemlich gleichbedeutend ge-
wesen wäre. Osterreich beharrte also darauf, daß die Con-
ferenz nur unter Rußlands Theilnahme eröffnet werde. Außer-
dem begehrten die Westmächte noch während dieser Berath-
ungen die Einstellung aller Feindseligkeiten in Polen, eine
Forderung, deren Erfüllung Osterreich für unausführbar hielt,
und deshalb in seine Note nicht aufnahm. Am 17. und
18. Juni wurden dann die drei zum Theil gleichlautenden
Noten expedirt.
Drouyn de Lhuys war sehr gefaßt auf eine noch be-
stimmtere Zurückweisung dieser Anträge Seitens der russischen
Regierung. Sein Wunsch ging auf vollständige Herstellung
Polens, welche fortan jede Coalition gegen Frankreich un-
möglich machen würde; er hoffte jetzt trotz aller Friedensliebe
in Wien und London die beiden Mächte zu gemeinschaftlichem
Kriege gegen Rußland zu bestimmen. Er ließ also gleich
nach der Absendung der Noten, wie heftig sich auch seine
Collegen Fould und Morny gegen jede kriegerische Maaßregel
aussprachen, Vorschläge nach Wien und London abgehen,
auf Herstellung eines engern Vernehmens, in Form einer
Convention oder eines Protokolls, für den Fall russischer
Halsstarrigkeit, indem er zugleich dem Wiener Cabinet jede
Art von Garantie für etwaige, ihm aus seiner geographischen
Lage erwachsende Gefahren anbot. In Wien arbeiteten, wie
in Paris, verschiedene Einflüsse gegen einander. Kaiser Franz