1863 Zerwürfniß zwischen sterreich und den Mittelstaaten. 565
wollten sie auch von einem Sonderbund mit Osterreich jetzt
so wenig wie früher von der Union mit Preußen hören.
Das hieße den deutschen Bund zersprengen, sagte Schrenck,
und Beust meinte, bei der unsichern europäischen Lage komme
Alles darauf an, nicht den Hader mit Preußen auf die Spitze
zu treiben, sondern gute Freundschaft zwischen Wien und
Berlin herbeizuführen. Deshalb wollten sie auch nicht an die
grobe Form identischer Noten heran, so daß einige Wochen
mit der Erwägung verbracht wurden, in welcher Weise die
Widerlegung der preußischen Staatsschrift abzufassen sei.
Endlich wurde hiefür eine Ministerconferenz nach Nürnberg
auf den 23. October zusammen berufen, und von dieser be-
schlossen, daß Osterreich im Namen Aller die Antwort auf
die preußischen Documente übernehmen möge. Als dann
aber Rechberg die Frankfurter Freunde aufforderte, jetzt für
ihre Staaten die dort beschlossene Bundesverfassung zu ver-
wirklichen und sofort zur Einsetzung eines Directoriums zu
schreiten, mußte er von allen Seiten her eine kategorische Ab-
lehnung vernehmen. Es war die Vollendung der Niederlage.
Man hatte in der Hoffnung auf die Verblüffung der Gegner
ein keckes Spiel gewagt, schließlich auch die Freunde als
Gegner erfunden, und jetzt den doppelten Verlust zu be-
klagen.
Rechberg kam nach Wien mit dem Gedanken zurück, wenn
ein Zusammengehen mit Preußen möglich wäre, wie viel
wirksamer würde es sein, als der Handel mit all diesen
kleinen und eigenwilligen Potentaten. Wenn es nur mög-
lich wäre!
Die Probe stand ihm nahe bevor. Wirr jedoch halten
hier in dem Fortgange unserer Erzählung inne. Wir sind