Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

72 Die Dresdener Conferenzen. 1850 
vativen Phrasen und mit halben Drohungen zu drängen 
brauche, um des Gewinnes sicher zu sein. 
Ihre Meinung ging nun ganz und gar nicht auf die 
einfache Herstellung des alten Bundestags. Allerdings hatten 
sie ihn im Frühling zur Bekämpfung Preußens wieder in das 
Leben gerufen. Aber sehr ernst gemeint war damals Schwarzen= 
berg's Ausspruch, daß er hiemit nicht die trockene Herstellung 
des frühern Zustandes, sondern nur die gesetzliche Grundlage 
einer durchgreifenden Reform beabsichtigte. Auch er hatte 
seit 1849 seine Entwürfe in keinem Punkte geändert. Wie 
damals wollte er auch jetzt von einem engern Bund im weitern 
nichts wissen, so wenig wie von irgend einer Volksvertretung 
bei Bundesangelegenheiten. Für Freiheitsrechte und nationale 
Bedürfnisse war ihm nun einmal der Sinn völlig versagt, 
um so stärker aber sein ganzes Wesen von der Forderung 
materieller Macht durchdrungen. So fand er mit Freude in 
dem preußischen Programm zwei Punkte des seinigen wieder, 
den Eintritt Gesammtösterreichs in den Bund und die Bildung 
einer starken Executive zur Beherrschung des großen Ganzen. 
Aber so weit wie möglich war er von dem Gedanken ent- 
fernt, Preußen in dieser Herrschaft gleiches Recht mit Oster- 
reich einzuräumen. Im Gegentheil, das Präsidium im Bundes- 
tage und in der Executive sollte ausschließlich in Osterreichs 
Hand sein, und die Executive nicht von den beiden Groß- 
mächten allein, sondern von ihnen und den vier Königreichen 
gebildet werden. 
Die Mittelstaaten kettete er durch diesen Vorschlag unbe- 
dingt an seine Politik, und köderte sie weiter durch die Aus- 
sicht auf sein Gruppensystem, d. h. auf die Mediatisirung der 
Kleinstaaten, sowie auf den künftigen Eintritt Osterreichs in
	        
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