Osterreichisches Seegefecht. Agitation in Deutschland. 311
bestanden. Überhaupt war das nationale Gefühl wieder hoch
erregt, Angesichts der Londoner Conferenz und der dort zu
erwartenden Entscheidungen. Jetzt heiße es, war die allgemeine
Stimme, dem zudringlichen Ausland zu zeigen, wie fest und
opferfroh das deutsche Volk in Schleswig-Holsteins heiliger
Sache sei. Schon vor der Eröffnung der Conferenz
hatte der Ausschuß der 36 in Frankfurt eine Verwahrung
entworfen, welche, von möglichst vielen Mitgliedern deutscher
Landtage unterzeichnet, Herrn von Beust nach London zur
Vorlage an die Conferenz übersandt werden sollte, eine
Wiederholung der alten drei Grund= und Cardinalsätze der
schleswig-holsteinischen Freiheit, und ein feierlicher Protest
gegen jeden Beschluß über die Herzogthümer ohne oder gegen
deren Willen. Am 18. April wurde das Actenstück von
sämmtlichen Mitgliedern der zweiten Kammer in Dresden
unterzeichnet; es ging dann von Land zu Land, und hatte
am 8. Mai, als es an Beust abgeschickt wurde, 1350 Unter-
schriften deutscher Volksvertreter, darunter 183 Preußen und
46 Osterreicher, gefunden. An demselben Tage erließ auch
der großdeutsche Reformverein sein Manifest für Schleswig-
Holsteins Freiheit und die Erbfolge Augustenburg's. Wieder
an demselben Tage kamen in Rendsburg 40000 Männer
aus den Herzogthümern zusammen, zu gleichem Beschlusse,
unter der Erklärung, den letzten Blutstropfen für dessen
Aufrechthaltung einsetzen zu wollen. Daneben ging in den
Herzogthümern ein Aufruf an den König von Preußen um-
her, Schleswig-Holstein mit dem preußisch-deutschen Reiche
zu verbinden, und am 11. Mai setzte einer der hervorragendsten
Staatsmänner und Magnaten Preußens, der frühere Minister
Graf Arnim-Boytzenburg, eine Adresse an den König in Um-