Die Preußen in Turnau, die Austro-Sachsen in Münchengrätz. 109
ging, Clam's Weisungen entsprechend, bei Turnau über die
Iser zurück und wandte sich von dort südwärts nach München-
grätz. Hierauf konnte General Fransecky Turnau vom Feinde
ungehindert besetzen und sofort die halbzerstörte Iserbrücke
herstellen lassen, während Horn seinen Marsch etwas weiter
südlich gegen einen zweiten Übergangspunkt, das kleine Dorf
Podol, richtete, wo sich neben einander eine Chaussee= und
eine Eisenbahnbrücke zum weitern Vormarsch darboten.
So standen die Dinge, als am Nachmittag gegen drei Uhr
in Münchengrätz ein telegraphischer Befehl Benedek's einlief,
Münchengrätz und Turnau um jeden Preis zu halten. Wie
das Vorrücken der österreichischen Hauptarmee sich bis zum
26. Juni entwickelt hatte, konnte der Feldzeugmeister hoffen,
binnen 48 Stunden mit zwei Corps an der Iser anzulangen,
dann also stark genug zu sein, um den Fortschritten Friedrich
Carl's bis zur Ankunft weiterer Streitkräfte Einhalt zu thun,
zumal bis zur Stunde die zweite preußische Armee noch keine
Einwirkung hatte verspüren lassen. Nach dem Empfange
jenes Telegramms mochte der sächsische Kronprinz es bereuen,
seine Absicht hinsichtlich Turnaus gegen Clam's Widerspruch
Tags zuvor nicht durchgesetzt zu haben; indessen, das Unheil
war einmal geschehen, und es fragte sich, ob und wie es
wieder gutgemacht werden könnte. Nun wußte man, daß
von Friedrich Carl's Truppen nur das vierte Armeecorps
zur Stelle, die beiden andern weiter zurück seien; auch hatte
Edelsheim gemeldet, Turnau sei nur schwach vom Feindé
besetzt: so faßte der Kronprinz den Gedanken, die Iser durch
einen kecken Angriffsversuch zu vertheidigen, Turnau durch
nächtlichen Überfall wieder zu nehmen, und dann am Morgen
mit gesammter Krast bei Turnau und Podol den Fluß zu