Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

202 König Wilhelm in Böhmen. 
her wälzende Getümmel vergrößerten. Thatsache ist, daß 
schließlich die österreichische Reiterei unter bedeutenden Ver- 
lusten in wilder Flucht davon eilte, die bisher von ihr ge- 
deckte Infanterie einholte, sie in tollem Laufe an mehreren 
Stellen niederritt oder auseinander sprengte, und die allge= 
meine Auflösung dadurch erheblich vergrößerte. Osterreichische 
Berichte erläutern dies durch die Bemerkung, nicht die preußische 
Reiterei habe das Unheil bewirkt, sondern das verheerende 
Feuer, welches die auf allen Seiten vordringende Infanterie 
und Artillerie des Gegners über die kaiserlichen Schwadronen 
ergossen habe: letzteres Factum wird natürlich preußischer 
Seits nicht bestritten. Eine weitere Thatsache ist, daß die 
preußische Reiterei nach dem Entweichen der österreichischen 
sich an der weitern Verfolgung nicht mehr betheiligte: dies 
aber war keineswegs die Folge eines vorausgegangenen Unter- 
liegens, sondern der Nothwendigkeit, die weit auseinander 
gekommenen Schaaren vor weiterm Vorgehen zu sammeln und 
zu ordnen; und ehe dies bewirkt werden konnte, erging die 
allgemeine Ordre des Königs, überhaupt jede Verfolgung ein- 
zustellen. Den letzten Widerstand leistete mit todesmuthiger 
Aufopferung die österreichische Artillerie, die sich überhaupt 
an diesem Tage mit Ruhm bedeckte, und die schwersten Ver- 
luste willig auf sich nahm, um den Abzug der fliehenden 
Waffenbrüder möglichst lange zu beschützen. Indessen, auch 
ihr Opfermuth vermochte die von drei Seiten her andringenden 
Fortschritte des Gegners nicht lange mehr aufzuhalten. Gegen 
sechs Uhr Abends begegneten sich auf der das Schlachtfeld 
durchschneidenden Heerstraße, nicht weit von Königgrätz, die 
Abtheilungen der schlesischen und der Elbarmee; bald nachher 
trafen hier auch einzelne Schaaren der vordringenden Truppen
	        
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