Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

38 Unterwerfung Norddeutschlands. 
mur einfach fortzusetzen, so nahm er nach seiner Wahl ent- 
weder Gotha oder Eisenach, überschritt die thüringer Eisen- 
bahn, und zog dann ungehindert der Vereinigung mit den 
Bayern entgegen. 
Es war ein starkes Stück, daß Falckenstein es so weit 
hatte kommen lassen. Dies war so zugegangen. 
Eben, als seine Truppen den Marsch gegen Göttingen 
begannen, empfing er zwei Depeschen von General Moltke 
mit Nachrichten über die damalige Schwäche des achten 
Bundescorps in Frankfurt und mit der Aufforderung, so 
bald wie möglich Front gegen Süden zu nehmen und in 
raschem Vormarsch diese Contingente auseinander zu jagen. 
„So bald wie möglich“, das hieß und konnte nichts Anderes 
heißen, als gleich nach Entwaffnung der Hannoveraner. Als 
aber Falckenstein am 21. Juni die Nachricht erhielt, daß die 
Feinde von dort nach Mülhausen und Eisenach abgezogen 
seien, daß sie mithin mehr als zwei Tagemärsche Vorsprung 
hätten: da gab er die Verfolgung als hoffnungslos auf, 
und vertiefte sich völlig in die von Moltke ihm eröffnete 
Aussicht auf glänzende Frankfurter Lorbeeren. Er schrieb 
dem Könige am 21., daß er jetzt nach dem Abzug der Han- 
noveraner üÜber seine ferneren Operationspläne noch nichts 
sagen könne; von Göttingen aus werde er sich nach der 
Richtung wenden, wo er auf wesentliche feindliche Streit- 
kräfte zu stoßen, hoffen dürfe. Wir werden gleich sehen, 
daß es nicht die Hannoveraner waren, die er hiebei im 
Auge hatte. 
Man kann nun darüber streiten, ob die Entwaffnung 
der Hannoveraner für die preußische Kriegführung in der 
That die Wichtigkeit hatte, welche man in Berlin ihr bei-
	        
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