1866 Parteien in Hannover. 13
Ordnung, der bäuerlichen Gesetzgebung, der Ämterverfassung,
Einrichtung einer Provinzialvertretung für die Regelung pro-
vinzialer Verhältnisse mit einer Dotation aus dem bisherigen
Staatsvermögen. Es war die Partei des Nationalvereins,
die sich in diesem Sinne des Entgegenkommens für die
Landesinteressen bemühte, an ihrer Spitze die alten Führer
Rudolf von Bennigsen und Johannes Miquel, welchen beiden
Männern sich fortan in dem neuen Zustande ein ihrer Be-
deutung entsprechender Wirkungskreis eröffnete. Bennigsen
hatte sich bereits als Parteihaupt und parlamentarischer Führer
von seltener Begabung erwiesen, charakterfest und überzeugungs-
treu, scheinbar stets der fügsame Diener des Gesammtwillens
der Genossen, aber im entscheidenden Augenblicke sicher, sie
mit starker Hand auf der geraden Bahn zum erwählten Ziele
zu erhalten, als Redner mit der vollen Herrschaft über In-
halt und Form ausgerüstet, sparsam in der Verwendung seiner
Kraft, in der Krisis jedes Kampfes aber durch Gedankenfülle,
ruhige Klarheit und wuchtige Energie allen Widersachern
gewachsen. Miquel, etwas jünger als der Gefährte, war
gründlich gebildet als Jurist, Historiker und Nationalökonom,
einige Jahre hindurch ein gesuchter Sachwalter, vor Allem
aber ein Kenner communaler und agrarischer Verhältnisse
wie wenige Andere in Deutschland, überhaupt Verwaltungs-
beamter von praktischem Blick, genialer Organisationskraft,
niemals versagender Klugheit: kein Wunder, daß er bei
solchen Fähigkeiten auch als Volksvertreter und schlagfertiger
Redner vom ersten Tage an eine hervorragende Stellung
behauptete.
Allein wie groß auch der Werth und das Gewicht dieser
Männer und ihrer Freunde war, ungefähr die Hälfte der