Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

72 Die ersten Wochen des Reichstags. 1867 
Kosten auf die Gründung einer Flotte verwandten, mit der 
sie in mehr als einem Jahrhundert den ganzen europäischen 
Norden ihren Handelsinteressen dienstbar machten — bis dann 
ein deutscher Kaiser, Carl V., selbst dazu half, Deutschlands 
maritime Größe zu brechen. 
Auf Schleswig-Holstein übergehend, verstieg sich Schleiden 
zu dem Satze, niemals habe eine Regierung von Gottes 
Gnaden so viel dazu gethan, das monarchische Princip zu 
compromittiren, wie die preußische durch die Verdrängung 
Augustenburgs und die Annexion der Herzogthümer. Offenbar 
waren diesem Diplomaten die Frankfurter und Londoner 
Verhandlungen von 1852 und das dänische Thronfolgegesetz 
von 1853 völlig unbekannt geblieben. 
Indessen so heftig diese Stimmungen bei einzelnen 
Gruppen aufschäumten, die Particularisten vermochten so 
wenig wie die Demokraten den Gang der Dinge und das 
Streben der Mehrheit zu wenden. In einem warmen und 
klaren Vortrag sprach Bennigsen es aus: durch die Ver- 
handlung sind die aus einander gehenden Ansichten sich 
wesentlich näher gekommen: es ist ein fester Boden für die 
Verständigung gewonnen worden. Georg Vincke ging darauf 
noch einmal in einer von schneidendem Witze und patriotischer 
Gluth funkelnden Rede die Einwendungen der Gegner durch, 
und auf gewisse Außerungen, daß die Annahme der Ver- 
fassung oder der Eintritt der Südstaaten den Zorn des 
Auslandes erregen könnte, antwortete er mit wegwerfendem 
Eifer: in jedem französischen oder englischen Parlament 
hätte ein solches Wort einen Sturm der Entrüstung hervor- 
gerufen; sollte Deutschland eine geringere Selbstachtung 
besitzen?
	        
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