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der völligen Verstaatlichung. Die Staatszuschüsse sind zwar bedeutend
erhöht worden, aber im wesentlichen — und in Preußen ganz be-
sonders — nur in kleinen Gemeinden. Größere Gemeinden, auch die
wenigbemittelten, decken ihre Schulunkosten selbst. Daß Städte wie
Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Hannover, Wiesbaden, Srank-
furt, Düsseldorf, Köln und Hachen ohne einen Pfennig Staatsunter-
stützung ihre Schulausgaben aufbringen, versteht sich ohne weiteres
von selbst, aber daß auch große Gemeinden wie Neukölln (2,406 Mill.
Dolksschullasten) nur 33000 M., Essen (3,661 Mill.) 50000 M., Posen
(1,500 Mill.) 55000 M., Halle a. S. (1, 7600 Mill.) 41000 M. und Königs-
berg (2,238 Mill.) und Stettin (2,719 Mill.) je 69000 M. Staatsunter-
stützung erhalten, beweist doch, daß die Staatsleistungen den Gemeinde-
aufwendungen gegenüber an diesen Stellen ungemein gering sind.
Richt anders ist es bei den höheren Schulen. Sür die höheren
Knabenschulen wandte der preußische Staat im Jahre 1005 seinerseits
12859867 M. auf, die Gemeinden wandten 17077225 M. auf, im
Jahre 1912 der Staat 19 406822 M., die Gemeinden 30204755 M.
Kußerdem stieg das Schulgeld in derselben zeit von 20577604 M. auf
34579245 M. Die stärkere heranziehung der Gemeinden ist also
offensichtlich.
Eine unterschiedliche Behandlung der Grund-, Nittel-
und Oberschulen in bezug auf die Unterhaltung ist im Prinzip nicht
berechtigt. Uur sollten die betreffenden Schulen von denjenigen Gebieten
unterhalten werden, für die sie bestimmt sind, also Mittel= und Ober-
schulen nicht von kleinen Gemeinden, sondern von den Bezirken, aus
denen die Schüler sich rekrutieren, wobei der Schulort als bevorzugte Ge-
meinde eine entsprechend höhere Quote leisten könnte. So könnten die
Mittelschulen von kleineren, die Oberschulen von größeren Bezirken
unterhalten werden, also die Unterhaltung der Mittelschulen in
Preußen z. B. aus Kreismitteln, die der Oberschulen aus Mitteln
der Regierungsbezirke oder der Drovinzen bestritten werden. Die
größeren Gemeinden würden dabei eigene Bezirke bilden und auch
ihre Mittel= und Oberschulen selbst unterhalten.