Unter Stosch und Caprivi 15
wesen war. Zum ersten Mal hat im Jahr 1895 die deutsche Flagge
im Hamburger Hafen die britische überholt. Damals als „Blitz“ auf
der Elbe lag, neigten die Hamburger in der Stimmung eines rein
passiven Handelsplatzes noch nach England hinüber, von dem sie ja
vollständig abhängig waren, während Deutschland ihren Kaffee und
Tabak auf alle Fälle abnehmen mußte, sodaß die Hamburger sich
auch später noch lange gegen die Eingliederung in den Zollverein (1888)
gesträubt haben.
Stosch ging von vornherein von dem Gedanken aus, die deutschen
Seeinteressen zu entwickeln, Deutschtum und deutsche Arbeit in der
Welt zu kräftigen und zu schützen. Für mich als ersten Offizier des
Kanonenbootes „Blitz“ wurde diese Politik zunächst anschaulich durch
den Befehl, die Fischerei zu schützen.
Mit Größerem zusammen war auch die deutsche Heringsfischerei
in den Jahrhunderten unsrer Schwäche und Armut zugrundegegangen.
Erst Stosch hat die erste Heringsfischereigesellschaft, die sich in Emden
neu bildete, unterstützt. Das Unternehmen arbeitete mit Nachteil, da
wir zu den Heringsgründen einen weiteren Weg hatten, als die aus-
ländischen Fischer, und die Steuer von einem Taler auf die Tonne
Heringe, eingeführt. Ein etwas höherer Zollschutz, der angestrebt wurde,
stammte, ein so junges Geschäft mit ungeschultem Personal nicht zum
Blühen bringen ließ. Wir haben vor dem Weltkrieg bedauerlicherweise
noch für weit über 100 Millionen Mark ausländische Fische, meist
Heringe, eingeführt. Ein etwas höherer Zollschutz, der angestrebt wurde,
ist durch das Schlagwort vom „Hering des armen Mannes“ vereitelt
worden, obwohl am einzelnen Hering beim Tütchenkräme der Zoll
gar nicht bemerkbar geworden wäre. Denn allein der Zwischenhandel
auf dem Wege von Emden nach Berlin verdoppelte schon den Herings-
preis.
Die fünf Emdener Logger, die sich zuerst auf Heringsfang wagten,
erbaten also militärischen Schutz, weil sie des Lebens und ihrer Netze
nicht sicher wären zwischen schottischen und holländischen Fischern,
die auf ihren altgewohnten Gründen zu Hunderten fischten. Unser
altes Holzkanonenboot sollte gleichzeitig studieren, wie der Fang am
besten zu machen wäre, und welche Anhaltspunkte man für die Herings-
ströme hätte. Als wir wegen eines Mastbruchs verspätet auf die
Gründe kamen und unsre Schiffe suchten — es war Juni und um