Full text: Auswahl für das Feld.

Schwaben und die Fränkelein widrig hervor, und nach langem 
häßlichem Zwist mußte der Hochmeister versprechen, die gleiche 
Zahl aus jeder Landschaft des Reichs in seinen Rat zu berufen. 
In dieser Anarchie festigt sich die Libertät des Landes. Schon 
stellen die Städte bestimmte Forderungen, bevor sie dem Hoch- 
meister huldigen, das Land vermittelt in den Spänen der deutschen 
Herren. Der von Plauen gegründete Landesrat umfaßt in seiner 
neuen Gestalt (1430) unter 24 Mitgliedern nur 6 deutsche Herren 
— so gänzlich hatte sich der Schwerpunkt der Macht verschoben. 
Die endlosen Kriege fraßen das Mark des Landes, hohe Zölle 
und der Eigenhandel des Ordens erbitterten den Bürger. Dazu 
traten unverschuldete Unglücksfälle: wiederholte Mißernten und das 
rätselhafte Ausbleiben des Herings vom hansischen Fischplatze auf 
Schonen (seit 1425). Recht und Frieden waren den Preußen 
verloren, seit die Landstreifen der Ordensritter sich machtlos zeigten 
wider das räuberische Gesindel, das der Krieg auf die Heerstraße 
geworfen. Rüstig schürten die Polen den Unmut unter dem Adel 
im Oberlande und in Pomerellen, dessen Väter vor hundert Jahren 
noch der polnischen Adelsfreiheit genossen. 
Aus solcher Verbitterung erwuchs der vermessene Gedanke des 
preußischen Bundes, der am 14. März 1440 auf dem Tage zu 
Marienwerder von einem Teile der Ritterschaft und der Städte 
beschworen ward. Ein Staat im Staate, sollte er anfangs nur 
einen jeden bei seinem Rechte schützen, bald aber bestellte er einen 
stehenden geheimen Rat und schrieb Steuern aus unter den Bün- 
dischen. Des Bundes Seele waren die Stadtjunker von Danzig 
und ein oberländischer Ritter Hans von Baisen, ein verschlagener 
ehrgeiziger Herr, der als Knabe schon am Hofe des großen Hein- 
rich Plauen die Schwäche des Ordens durchschaut hatte und jetzt 
von weiten Kriegsfahrten eine ausschreitende Kraft heimbrachte, 
die unter der Ordensherrschaft den notwendigen Raum nicht fand. 
„Der vorgifte lame trache und basiliscus, aller vorreter der er- 
geste“ heißt er in den Chroniken der Ordensleute. Die treulose 
Staatskunst unfähiger Hochmeister, welche den Bund zuerst be- 
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