Full text: Auswahl für das Feld.

burg, Pommern, Mecklenburg bereitete er die Ereignisse einer großen 
Zukunft vor. Er erbot sich die Dänen vom Boden des Reichs 
zu vertreiben, wenn der Kaiser ihn mit Holstein belehne; doch in 
Wien gönnte man das Reichsland dem Fremden lieber denn dem 
Hohenzollern. Auch Preußen faßte Friedrichs hoher Ehrgeiz ins 
Auge. Er durchschaute die Fäulnis der Ordensherrschaft und hoffte 
dem Lande ein deutscher Erbfürst zu werden. Aber seine Macht 
reichte nicht aus für so weite Ziele; er mußte sich begnügen, dem 
Orden in seiner Geldnot die Neumark abzukaufen (1454) und 
dies alte Erbland der Marken mindestens vor den Slawen zu 
sichern. 
„Brecht nur den alten Sündenkasten ab, aber Kindeskind wird 
es beweinen“, so rief der Reuß von Plauen, als er die Bündischen 
eine Ordensburg zerstören sah. Das Wort erfüllte sich, in un- 
seligem Elend schleppte der verstümmelte Staat sich weiter. Un- 
denkbar blieb der Neubau des Ordens, schon weil die Meister von 
Deutschland und Livland jetzt mit vollem Recht dem polnischen 
Vasallen den Gehorsam weigerten und der Deutschmeister sogar 
förmlich als ein Fürst des Reichs investiert wurde. Unnütze Ge- 
sellen trugen den weißen Mantel, seit der ohnmächtige Orden keinen 
von dem Kaiser oder einem Fürsten Empfohlenen abzuweisen wagte. 
Die ganze Summe seiner Staatsweisheit beschränkte sich nun auf 
den armseligen Plan, die versprochene Aufnahme polnischer Ritter 
in den Orden zu hintertreiben und das Meisteramt solange als 
möglich unbesetzt zu halten, auf daß der Lehnseid vor der Krone 
Polen vermieden werde. Umsonst. Man kannte in Krakau des 
Ordens Schwäche, man verstieg sich bis zu dem Gedanken, das 
Hochmeisteramt für immer mit der Krone Polen zu vereinigen. 
Auf alle Fälle war der instinktive Panslawismus der Zeit ent- 
schlossen, lieber alle Forderungen Rußlands zu bewilligen, als die 
Oberherrschaft über Preußen aufzugeben. Gegen diesen starken 
Willen blieb der Orden angewiesen auf die Hilfe Roms, das treu- 
los zwischen dem Orden und seinen Feinden schwankte, und auf 
die großen Worte des Kaisers, der sich in der ärmlichen Prahlerei 
124
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.