Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

150. Bamberg. 177 
Wo die Höhen der fränkischen Schweiz gegen das 
Thal abfallen, wird viel und ausgezeichnetes Obst ge- 
baut. Die Gegend von Gräfenberg z. B. gleicht in der 
schönen Jahreszeit einem grolsen Obstgarten. Manche 
Dörfer in der Umgebung jenes Städtchens: Affalter- 
thal, d. i. Apfelbaumthal, Affalterbach, Ef- 
feltrich, haben von ihrem Obstreichthum den Namen. 
Bei Kersbach unweit Forchheim und in der Gräfen- 
berger Gegend werden Kirschen in Menge gebaut und 
über die Grenzen Bayerns hinaus zum Verkaufe gebracht. 
Die fränkische Schweiz wird in der schönen Jahres- 
zeit von Fremden stark besucht. Die einen kommen, 
um in den Molkenkuranstalten Muggendorf und Streit- 
berg ihre wankende Gesundheit zu kräftigen. Die an- 
dern schütteln in den lieblichen Thälern um Göss- 
weinstein und Pottenstein, im Tüchersfelder-, 
Haselbrunner- und Schüttersmühlthale, den 
Staub und die Sorgen ab, welche der Qualm und das 
Treiben der Städte auf ihre Lungen und Herzen ge- 
legt hat. Wieder andere sammeln seltene Pflanzen, 
oder sie forschen in den dunkeln Höhlen nach den 
Geheimnissen längstvergangener Zeiten. Ohne Befrie- 
digung aber wird keiner aus der schönen „fränkischen 
Schweiz“ scheiden, der die Zeit, die er dort verlebt, aus- 
zunützen versteht. 
150. Bamberg. 
Inmitten eines der anmuthigsten und fruchtbarsten Ge- 
lände Deutschlands, das durch den Fleils seiner Bewohner 
zu einem grolsen Gemüse- und Hopfengarten umgeschaffen 
wurde, breitet sich an und auf den östlichen Ausläufern des 
Steigerwaldes die alte Bischofsstadt Bamberg aus. Die Stadt 
war nie beengt durch Ringmauern und wurde deshalb oft scherz- 
weise das gröfste deutsche Dorf genannt. 
Bamberg soll ursprünglich als Vorhut gegen die Slaven, 
welche sich in der Nahe der Stadt angesiedelt hatten, gellient 
haben. Nach dem Tode des letzten der Grafen von Baben- 
berg, die hier das Markgrafenamt versehen hatten, schenkte 
Kaiser Otto II. Babenberg an den Bayern-Herzog Heinrich. 
Der Sohn desselben, Kaiser Heinrich II., gestaltcte die von 
ihm liebgewonnene Stadt in ein Hochstift um, das 800 Jahre 
(1001—1801) überdauert hat. 
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