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Napoleon hatte inzwischen die Mitte seiner Heer-
macht gegen die Düna, den rechten Flügel über Lida
(5. Juli) vorgeschoben. Sein viertes Armeecorps drang
von Troki über Oszmiana und Wileika nach Dokzzitzy
(17. Juli.), die Garden begaben sich von Wilna (0. Juli)
nach Glubokoe.
Seit die Bayern (oder das sechste Armeecorps) über
den Niemen gegangen waren, hatten sie (5. Juli) bei
Gudakienie und Anuschiczky, dort Deroy's, hier Wre-
de's Heerhaufen, eine Woche lang ruhen, und das,
was von Geschütz, Fuhrwesen u. s. w. noch zurück geblie-
ben war, erwarten können. Dann (12. Juli) rückten
sie, Deroy über Stare-Troki, Wrede über Nove-
Troki, nach Wilna. Hier erschien Napoleon unerwar-
tet in ihrer Mitte vor der Stadt. Er musterte das Heer,
(16. Juli) welches ungeachtet der mühseligsten Märsche
und Entbehrungen, noch 25,000 Mann stark war, und
nichts von seiner schonen Haltung eingebüßt hatte. Mit
unverholenem Vergnügen bezeugte er diesem Kriegsvolk
seinen lauten Beifall, nicht minder deren greisen Feld-
herrn, dem ehrwürdigen Deroy, welcher beim Wieder-
ausbruch des Krieges die ihm angetragene Ruhe ver-
schmäht, und vorgezogen hatte, das Schicksal seiner alten
Waffengefährten in entfernter Weltgegend zu theilen, und
für den Ruhm seines Kdnigs und seines Vaterlandes
die Neige seines ehrenreichen Lebens zu wagen.
Und noch selbigen Tages zog das baperische Heer
den Ufern der Düng entgegen. Es bildete von nun an,
nicht mehr unter den Befehl des Vice-Königs Eugen,
sondern unter dem unmittelbaren des Kaisers, einen Theil
der Reserve. Aber die letzten noch bei diesen Oivisionen