50 [I. Die Zeit des Verfalls der Kaisermacht.
50. Söldner und Landsknechte.
1. Die Ritter suchten sich nach und nach durch Geld vom Heer-
dienste freizukaufen. Im Falle eines Krieges blieb dann dem Landes-
herrn nichts anderes übrig, als, gleich den Städtern, für Geld eine
Anzahl Kriegsknechte zu werben. Das Geld, welches die Knechte für
ihren Kriegsdienst bekamen, hieß Sold; daher wurden sie Söldner.
genannt. Aus dem Worte Sold ist unser Wort „Soldat“ entstanden.
Das alte Reichsheer wurde nun nicht mehr aufgeboten; die Söldner=
heere traten an seine Stelle. Je zehn Gewappnete standen unter
einem Hauptmanne, je hundert unter einem höhern Hauptmanne und
so fort bis zu den beiden Feldobristen, die vom Landesherrn ernannt
wurden. Kaiser Maximilian gab später den Befehl, daß die Kriegs-
knechte nur aus den kaiserlichen Landen genommen werden sollten:
daher erhielten sie den Namen Landsknechte. · «
2. Ein Landsknechtsregiment war eine bunte Truppe. Da sah
man Sturmhauben und Federbarette, Kürasse, lederne Koller mit bunt
und kraus aufgeschlitzten, bauschigen Armeln, Hosen mit gestreiften
und verschiedenartig gefärbten Beinlängen, buntfarbige Strümpfe und
geschlitzte Schunhe. Ebenso verschieden waren die Waffen: zweihändige,
furchtbare Schlachtschwerter, Feuerrohre mit Gabeln, Spieße, Hellebarden.
Partisanen und Lanzen bis 18 Fuß lang. Die Landsknechte haben
manche heiße Schlacht geschlagen. In ihrer gevierten Ordnung boten
sie jedem Angriffe Trotz. Voran ging der verlorene Haufe. Er wurde
durch das Los gewählt. Dann drückte der helle Haufe im geschlossenen
Vierecke nach. Er bewegte sich im wuchtigen Sturmschritte nach dem
Takte der Trommel, welche die Landsknechte mit den Worten be-
gleiteten: „Hüt dich, Baur, ich komm'!“ In dem ersten Gliede standen
die am besten gerüsteten Knechte. Die hinter dem ersten Gllede
stehenden Reihen streckten, wie jene, die langen Spieße vor. Dann
folgten Glieder mit aufrecht getragenen Spießen und Schwertern. Im
letzten Gliede marschierten die stärksten Leute, welche, kraftvoll vor-
wärts dringend, dem ganzen den gehörigen Nachdruck gaben. So oft
es zur Schlacht ging, sprach das Regiment fußfällig ein Gebet.
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51. Kaiser Ludwig der Bayer.
1314—1347.
I. Das bayerische Herzogtum ward in der Folge mehrmals geteilt.
Da diese Teilungen nicht immer glatt abgingen, so gab es zwischen
den verschiedenen wittelsbachischen Linien öfter Zank und Streit. Erst
Herzog Ludwig vereinigte wieder Ober= und Niederbayern.
2. Im Jahre 1314 kamen die Kurfürsren zur Kaiserwahl zu-
sammen; aber sie konnten sich nicht einigen; #er Stimmen fielen auf
Herzog Ludwig von Bayern, zwei auf Friedrich den Schönen von ÖOstreich.
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