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9. Juli.
1386. Schlacht bei Sempach (Schweiz).
Leopold von Oesterreich wird von den „Bauern“ der
Waldstättegeschlagen. Die wenigsten ihrer hatten einen Harnisch,
nur Schwerter und lange Spiesse, zackigte Keulen oder Hellebarden,
während die Ritter des Oesterreichers eine wahre Eisenmauer mit vor-
gestreckten Lanzen bildeten, die zu durchbrechen unmöglich war. Da
rief nach der Sage einer der Bauern, Arnold von Winkelried, den
Genossen zu: „Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen, sorget
für mein Weib und meine Kinder!“ umschlingt mit seinen Armen etliche
Ritterlanzen, drückt sie zusammen und sich in den Leib und macht,
freiwillig für sein Volk sterbend, in die Eisenmauer „eine Gasse“. Ihm
stürzen die Bauern in die gesprengse Schlachtreihe nach und beginnen
mit ihren kurzen Schwertern, Keulen und Hellebarden ein fürchterliches
Blutbad. Ueber 2000 Fussknechte, 676 Grafen und Herren blieben tot
auf der Wahlstatt, während die Sieger kaum 200 Tote zählten.
1553. Schlacht bei Sievershausen auf der Lüneburger Haide,
in welcher der „wilde Markgraf“ Albrecht von Brandenburg-
Kulmbach, ein wilder tollkühner Kriegsfürst, von den vereinigten
Fürsten, unter ihnen Kurfürst Moritz von Sachsen, geschlagen
wird, und sich eilig nach Kissingen zurückziehen musste, wo in
einer zweiten Schlacht sein Heer vollständig vernichtet wurde; Al-
brecht selbst floh nach Frankreich.
In der Schlacht bei Sievershausen wurde Moritz von Sachsen
durch die mörderische Kugel seines Pagen Karras, der erst nach Jahren
diese Blutschuld sterbend entdeckte, tödlich verwundet.
1578. Kaiser Ferdinand II. zu Graz geboren.
Er regierte von 1619—1637. Er machte Böhmen wieder völlig
katholisch.
1611. Entstehung der Linie Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Güstrow.
1683. Die Türken unter dem Grossvezier Kara Mustafa — 270 000
Mann stark — erscheinen vor Wien, dessen Wälle und
Mauern in schlechtem Zustande sind, und in welchem im Ganzen
nur 7000 waffenfähige Bürger und 6000 Söldner zur Verteitigung
liegen, von dem Grafen Rüdinger von Stahremberg befehligt.
1788. Friedrich Wilhelm II. von Preussen erlässt auf den Rat
Wöllners, zur Unterdrückung der Aufklärung in Kirche und
Litteratur, das berüchtigte Religionsedikt, durch welches den
Geistlichen unter Androhung der Absetzung jede Abweichung
vom kirchlichen Lehrbegriff verboten wurde.