Full text: Wilhelm der Siegreiche.

4 WILHELM DER SIEGREICHE 
  
„Ja, der Fritz ist meine Freude und mein 
Stolz,“ sagte der König zu dem neben ihm sitzenden 
Regierungsrat Delbrück, „von ihm hoffe ich, daß er 
die Ziele, welche ich beim Antritt meiner Regierung 
s im Auge hatte, erreichen wird.“ 
„Seine Hoheit besitzt vorzügliche Fähigkeiten und 
Charaktereigenschaften, die dereinst für Land und 
Volk von Vorteil sein werden,“ bestätigte Delbrück. 
„Aber auch Prinz Wilhelm verspricht, ein tüchtiger 
10 Mensch zu werden.“ 
„Glaub'" es auch,“ sagte der König, „ust offen 
und bieder, zuweilen auch für sein Alter recht ver- 
ständig. Aber sonst nichts Hervorragendes. Müßte 
noch später kommen.““ 
rDer kleine Prinz, von dem die Rede war, hatte 
sich neben den Sessel der Mutter gestellt’ und seinen 
Arm auf ihre Schulter gelegt.“ So starrte er mit 
ernstem, fast traurigem Auge in die mittlerweile 
lebhafter gewordene Gesellschaft. Empfand er es 
20 vielleicht mit einer gewissen Bitterkeit, daß niemand 
sich groß um ihn kümmerte, vielmehr alles dem 
strahlenden Bruder huldigte, welcher bestimmt war 
dereinst die Krone zu tragen? 
Er hatte Delbrücks Worte vernommen. Delbrück 
es war ja sein Lehrer, an dem er mit großer Liebe 
hing. Als er nun gewahrte, wie die zunächst sitzen- 
den Gäste ihn freundlich, aber auch mit einem leichten 
Ausdruck von Neugier ansahen, wurde er ein wenig 
befangen und schmiegte sich unwillkürlich an die 
30 Mutter. 
„Haltet ench nur meinen Wilhelm zum Freunde,
	        
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