6 WILHELM DER SIECGREICHE
„Großes Lob bekommen heut,“ Wilhelm, sagte
der König, als die Tafel aufgehoben war, in seiner
kurzen Redeweise, „zu verdienen suchen?! Tüchtiger
Offizier werden, nicht so leicht.“
* „Das will ich, Papa!“" versetzte Wilhelm. „Du
sollst ebenso zufrieden mit mir sein, wie meine
Lehrer, die Herren von Reiche und Delbrück."—
„Von heut ab auch auf vieles Verzicht leisten,
Wilhelm,“ fuhr der König fort, „sparen! Viel Geld
20 verloren, große Kriegsabgaben. Zum letzenmale heut
aus goldnem Geschirr gespeist. Morgen alles
eingeschmolzen und Geld draus gemacht.“
„Ist recht, Papa,“ erwiderte der Prinz, „nat'
dann schicke nur auch meine goldne Uhr in die
s Münze. Ich komme mit einer silbernen eben so
weit.““
„Du bist ein guter Junge,“ lobte der König,
„bleibe so brav, und es wird Dir dereinst wohl
gehen."“
20 Der kleine Prinz fuhr fort, zu lernen und zu
beobachten. Geographie, Geschichte und Militär-
wissenschaften bildeten seine Lieblingsstudien. Mit
Ehrfurcht betrachtete er die alten Generale seines
Vaters, den berühmten Helden Blücher, den klugen
25 Gneisenau und den bedächtigen, entschlossenen York
von Wartenburg.“* Es war stets ein Festtag für
ihn, wenn er in ihrer Nähe sein und mit anhören“
durfte, was sie aus ihrem kriegerischen Leben er-
zählten. Keiner aber flößte ihm größere Achtung
zo ein, als der alte Generalquartiermeister Gebhard
von Scharnhorst.* Der hatte sich nun gar erboten,