WILHELNM DER SIEGCREICHE 51
zusammengedrängt standen sie hier in den Straßen,
der Kaiser Napoleon unter ihnen.
Und nun schlugen die Granaten in die Dächer
und Türme, und bald hier und bald dort stiegen
Rauchsäulen und Flammen in die Luft. Eine
grenzenlose Verwirrung herrschte in den Straßen
und auf den Plätzen. Niemand konnte einen ver-
nünftigen Befehl erteilen, niemand ein Wort ver-
stehen. Jede militärische Ordnung, jeder Respekt
hatte aufgehört.
Der König ließ das Feuern einstellen. Er
begriff die schwere Bedrängnis des Feindes, begriff,
daß die Franzosen in dieser ganz außergewöhn-
lichen Lage den Kopf vollständig verloren haben
mußten, und so sandte er den Oberstlieutenant von
Bronsart (seinen späteren Kriegsminister) mit der
weißen Fahne ab, um der eingeschlossenen Armce
den Frieden anzubieten. Bronsart kehrte bald
zurück und meldete, daß ein Bote des Kaisers
Napoleon unterwegs sei, um ein eigenhändiges
Schreiben desselben zu überbringen. Es war
bereits 7 Uhr abends und die Sonne am
Untergehen, als der kaiserliche Bote mit der Parla-
mentärflagge in Sicht kam. Es war der franzö-
sische General Reille, welcher nach ehrfurchtsvoller
Verbeugung sagte: „Ich habe Ew. Majestät einen
Brief meines Kaisers zu übergeben.“ — Wilhelm
grüßte leicht, nahm den Brief in Empfang und
öffnete ihn. Seine Umgebung hatte sich in einem
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weiten Halbkreise zurückgezogen. Napoleon schrieb: zo
„Da es mir nicht beschieden war, an der Spitze