66 WILHELN DER SIEGREICHE
die Idee von der Wiedervergeltung (Revanche)
lebendig' zu machen. Demzufolge hatte er einen
Armeeverbesserungsplan“ ausgearbeitet, nach welchem
das Heer in Friedenszeiten auf 550 000 Mann
s gebracht werden sollte und diesen Plan den franzö-
sischen Kammern' vorgelegt. Daneben hatte er die
Grenzstädte durch Reiter-Regimenter verstärken lassen
und im geheimen Verbindungen mit Rußland an-
geknüpft, das gerade' wieder über die Haltung der
10 Türkei unzufrieden war und deshalb bedeutende
Rüstungen in seinen südlichen Landesteilen veran-
staltet hatte.
Es schien, als biete der neue Volkstribun alles
auf, ein Bündnis zwischen Rußland und Frankreich
18 zu stande zu bringen, damit alsdann beide Mächte
gegen Deutschland marschierten.“
Kaiser Wilhelm sah die Wolken, welche sich über
Deutschland zusammenzogen, und als am 25. No-
vember 1886 der deutsche Reichstag“ zusammentrat,
20 trug er diesem die Sache vor. Es sei dringend
notwendig, die Wehrkraft des Reiches sicher zu
stellen. Zu diesem Zwecke müsse die Friedens-
stärke des deutschen Heeres während der nätchsten
sieben Jahre um 41 000 Mann vermehrt werden,
25 so daß man im Falle eines Krieges eine Trup-
penmacht von 468 000 Soldaten ins Feld schicken
könne.
Wenn auch der Reichstag wegen der nicht unbe-
deutenden Mehrkosten zuerst Einwendungen erhob
ze und von den 41.000 Soldaten noch ungefähr 18 000
abhandeln wollte, so ging doch schließlich die Sache