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deutsches Land. Noch im 14. Zahrhundert war die Rhone an ihrem Oberlauf deutsche
Reichsgrenze. Aber diese Gebiete gingen verloren, politisch durch den Verfall der deutschen
Reichsmacht, völkisch, weil unser nationaler Körper in der Tat das weite Gewand des
heiligen Reiches nicht auszufüllen vermochte. Kein Verständiger wird sich je mit dem
Gedanken an die nationale oder politische Wiedergewinnung der vor Zahrhunderten
verlorenen West- und Südlande tragen. Um die Zeit, in der wir im Westen an Boden
einbüßten, hatten wir im Osten schon Ersatz gefunden, fluteten die Deutschen schon zurück
in die alte germanische Heimat, die während der sogenannten Völkerwanderung verlassen
worden, in die slawische Volksstämme nachgedrängt waren. Und die deutschen Kolonisten,
die sich östlich der Elbe, die sich jenseits der Oder, an der Weichsel, am Pregel festsetzten,
kamen her aus den westlichen Landstrichen, nicht wenige eben aus jenen Gebieten, die
wir später einbüßten. Mit Recht kann man von einem Zurückfluten der deutschen Volks-
welle sprechen.
Die gewaltige östliche Kolonisationsarbeit ist das beste, das dauerndste Ergebnis
unserer glanzvollen mittelalterlichen Geschichte geworden, eine Arbeit, die nicht geleistet
worden ist von einem einzigen der deutschen Stämme, sondern von allen gemeinsam.
Sie alle, Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben, Thüringer, Lothringer, Flanderer und
Friesen haben ihre Stammesangehörigen in den deutschen Osten gesandt, Weltliche
und Geistliche, Ritter und Bauern. Das neue ostelbische Kolonialland überbrückte zu-
erst die in jenen Zeiten noch vielfach tiefen Gegensätze zwischen den deutschen Stämmen.
Es war allgemein-deutsches Land mit einer Bevölkerung, die nichts anderes war und
sein wollte als deutsch, im Gegensatz zu Wenden und Polen. Wenn später diese ostelbischen
Stammlande der brandenburgisch-preußischen Monarchie in trüber Zeit zuerst wieder
einen deutschen Willen gegen das Ausland fanden, wenn von ihnen in unserer Zeit
unter dem schwarz-weißen Banner des deutschen Ordensstaates die Einigung der
deutschen Länder- und Völkermasse im neuen Reich verwirklicht wurde, so lagen in
der Entstehung und Besiedelung dieser deutschen Kolonistenlande die ersten frühen
Voraussetzungen. Was im Mittelalter die deutschen Stämme des Westens und Südens
dem unwirtlicheren Osten gaben, das gab ihnen dieser Osten tausendfältig wieder,
als Preußen dem ganzen Deutschland die staatliche Einigung brachte.
Die Zahrhunderte der Ottonen, Salier und Hohenstaufen haben Taten gesehen
und Ereignisse von blendenderem Elanz als die tapfere fleißige Kolonisierung Ost-
elbiens, aber nichts Größeres. Von dem romanischen Schimmer der Kreuz- und Römer-
züge ist auch die Eroberung des alten Preußenlandes durch den deutschen Nitterorden
nur ein schwacher Abglanz. Und die zähe Kulturarbeit der Mönchsorden in den östlichen
Wäldern und Sümpfen, der deutschen Bürger in den neuentstehenden östlichen Städten
nehmen sich vollends prosaisch und hausbacken aus neben den großartigen, aber un-
glücklichen Abenteuern der alten kaiserlichen Weltpolitik. Aber es war, wie so oft in der
Geschichte, das Glänzende, das aller Augen auf sich zog, nur für den Augenblick geboren,
um bald zu verschwinden, während das Unscheinbare, was sich gleichsam auf einem
NRebengeleis der deutschen Geschichte vollzog, das Echte war, das der Zukunft unverloren
blieb. Wir haben heut mit größerem Dank des deutschen Ordens, der uns Preußen gab,
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