Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
VI. Buch. Die Maschinen-Industrie. 103 
  
triebs und die dadurch wieder angeregte Vervollkommnung des Dampfmaschinen- 
Antriebs an Betriebssicherheit, genauer Fahrt und Abkürzung der Fahrpausen außer- 
ordentlich zugenommen hat, darf heute Fördergut mit einer Geschwindigkeit von 20 m, 
Menschen mit 10 m in der Sekunde Heben und absenken. Dadurch leistet ein Schacht 
jetzt das Zwei- bis Dreifache gegen früher, daher genügt ein Schacht, und das für ihn 
aufgewendete sehr große Kapital, für die zwei- bis dreifache Abbaufläche. 
Pumpen, Kompressoren, Gebläse. Orsenssepnaes aao Gekter weßon n 
Flüssige und verdichtete Gase. zeugung von Druck in Gasen und 
Flüssigkeiten sind, soweit es sich um früher schon gebräuchliche Formen und An- 
wendungen handelte, verbessert und für größere Umlaufzahlen brauchbar gemacht 
worden. Neue Erscheinungen sind: die auf Grund theoretischer Untersuchungen kon- 
struierten Rotations-Gebläse für Drücke bis zu 5300 mm Wassersäule für Bergwerk- 
bewetterung, Hüttenwerke u. a., ferner die Hochdruck-Zentrifugal-Wasserpumpen 
und die Turbokompressoren. Oie letzteren erzeugen schon bis zu 8 Altm., 
eignen sich aber nur für große Leistungen. Beide Gattungen ermöglichen die un- 
mittelbare Kupplung mit Elektromotoren und Dampfturbinen und sind aus diesem 
Grunde in gewissen Bereichen den Kolbenmaschinen überlegen. Die Maschinen zur 
Erzeugung und Wiederaufhebung von Oruck in bestimmten einstellbaren Grenzen 
in Gasen und Flüssigkeiten haben zu einer eigenartigen, vor 25 Jahren durch die 
Kälteerzeugungsmaschinen angebahnten, aber inzwischen hochentwickelten Industrie 
von großer wirtschaftlicher Bedeutung geführt, nämlich zur Verflüssigung von 
Gasen und Versendung derselben in flüssiger Form unter hohem Druck und gewöhn- 
licher Temperatur in Stahlflaschen oder unter gewöhnlichem Oruck und niederer 
Temperatur in offenen, gegen Wärmeaustausch durch Bakuumzwischenräume und Ver- 
silberung der Oberflächen geschützten Gefäßen. Ferner zur Trennung des Gasgemisches 
der Luft in Sauerstoff und Stickstoff lund außerdem noch zur Gewinnung der in der 
Luft enthaltenen sog. Edelgase) auf dem Umwege der Verflüssigung und fraktio- 
nierten Verdampfung der Luft. Vor 25 Jahren noch nicht viel mehr als ein physi- 
kalisches Experiment, ist dies heute eine Industrie. Der Sauerstoff, entweder gleich am 
Ort verwendet oder gasförmig unter hohem Oruck (150 bis 200 Atm.) in Stahlflaschen 
versandt, ermöglicht die Beschleunigung einer Reihe von Ozpdationsprozessen unter 
Erhöhung der bislang erreichbaren Temperaturen, der reine Stickstoff ermöglicht die 
Vornahme einer Reihe von Operationen, bei welchen die Anwesenheit von Sauerstoff 
störende oder gefährliche Ozpdationserscheinungen hervorrufen würde. Ferner wird 
der aus der Luft gewonnene reine Stickstoff in Stickstoffverbindungen zur künst- 
lichen Bodendüngung übergeführt. Welch ungeheure Bedeutung dies gerade für 
Deutschland hat, auch neben den anderen künstlichen Düngern, geht aus dem ungeheu- 
ren Uberschuß der Einfuhr von Lebenemitteln über die Ausfuhr von solchen hervor. 
Wenn einesteils angesichts dieses Uberschusses patriotisch gesinnte Männer die Begün- 
stigung der Ausfuhr von Lebenemitteln, besonders von Getreide, für eine Schädigung 
  
  
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