414 Betrachtungen
ihren eigenen wahren Vortheil zu erleuchten und zu veredeln,
kann der Staat sich nur dann Erfolg versprechen, wenn er dabei
durch die kräftigste Mitwirkung der Organe unterstützt wird, in
welchen sich das Leben des Einzelnen unmittelbar bewegt, der
Familie, der Gemeinde und Korporation. Die Unzertrennlichkeit
des Privatwohles von dem Gedeihen dieser Kreise des geselligen
Lebens wird hier einem Jeden durch seine eigene und unmittel-
bare Erfahrung anschaulich; hier allein kann es daher gelingen,
der Ueberzeugung Bahn zu brechen, dass die richtige Würdigung
des eigenen Interesses und eine unbefangene Auffassung des
eigenen Rechts mit einer hochherzigen Anerkennung und treuen
Erfüllung der uns obliegenden Pflichten durchaus zusammenfallen.
Mit Rücksicht auf dieses Ziel muss das Verhältniss des Ein-
zelnen zu diesen Verbänden angemessen festgestellt und ihnen
selbst die Macht zur Aufrechterhaltung desselben wiederum
eingeräumt werden, indess dem Staat die Sorge anheimfällt,
jedem Missbrauch dieser Macht vorzubeugen und abzuhelfen.
Nur durch ein selbstständiges wohlgeregeltes Leben dieser
Glieder des gesellschaftlichen Körpers kann der allein richtige
Grundsatz, dass Rechte erworben werden müssen, dem
Verständniss. eines Jeden einleuchtend gemacht werden, nur
dadurch die Wahrheit, dass zu einem wohlthätigen Gebrauch der
Freiheit die Ausstattung mit physischen und moralischen Kräften
gehört, dieselbe dagegen ohne diese Voraussetzung nur zu härterer
Abhängigkeit und schliesslich zum Verderben führt, willige An-
erkennung finden.
Nicht die Unrichtigkeit dieses Grundsatzes, sondern eine
missbräuchliche Anwendung und Benutzung desselben hat die
Mängel und Gebrechen der alten Gesellschaft verschuldet. Sie
beutete ihn dahin aus, dass den Diensten derjenigen, welche
noch nicht in die Reihen der Bevorzugten eingetreten wären,
der entsprechende Lohn verkürzt wurde.
Dies nicht nur zu verhüten, sondern mit Bewusstsein und
Entschiedenheit auf die Beseitigung der heute noch auf uns
lastenden Folgen dieses Unrechtes, das heisst auf de Erhöhung
des Lohnes hinzuwirken, ist die freilich schwierige, jedoch
nicht unerreichbare und dabei ganz unerlässliche Aufgabe.